Kategorie durchstöbern

Lifestyle

    Lifestyle

    Greenwashing – Nicht Alles ist grün was glänzt

    13. Dezember 2022

    Egal ob bei Lebensmitteln oder in der Textilien, jede*r von uns kennt das gute Gefühl nach einem erfolgreichen, nachhaltigen Einkauf. Das Gefühl, dass wir mit unseren erworbenen Produkten nicht weiter die Umwelt und die soziale Fairness belasten, sondern im Sinne der Nachhaltigkeit gehandelt zu haben. Dieses Gefühl wird durch die Platzierung von Labels und Zertifizierungen, grüne Verpackung oder groß promotete Werbekampagnen erzeugt. Was wäre allerdings, wenn Unternehmen diese Strategie nur verfolgen, um ihre Marke in ein grünes Licht zu rücken? Und sie letztendlich die nachhaltigen Forderungen an ein Produkt vortäuschen und nicht erfüllen? Wenn das der Fall ist, sind wir beim Thema Greenwashing angelangt.

    Der Begriff „Greenwashing“ hat sich mittlerweile in Deutschland fest etabliert und beschreibt das Werben mit ökologischen Aspekten wie nachhaltigem Engagement, ohne dass diese Werbeversprechen tatsächlich eingehalten werden. Die Unternehmen behaupten also, sich für die Umwelt, für das Klima oder sozial zu engagieren, um dadurch Vorteile wie höhere Umsätze oder ein besseres Image zu genießen. Dieses Engagement findet jedoch nicht statt oder entspricht nicht den getätigten Werbeaussagen. Oder auf gut deutsch: man wird von den Unternehmen verarscht.

    1. Warum betreiben Unternehmen diese Strategie?

    Die Antwort nach dem Warum liegt hierbei relativ deutlich auf der Hand: Nachhaltigkeit ist zu einem der bedeutendsten Aspekte im Einkauf vieler Konsumenten/-innen geworden. Immer mehr Menschen fordern von Herstellerunternehmen, dass sie sich im Puncto Nachhaltigkeit engagieren und auch ihre Strategie „Grün“ ausgerichtet ist. Zusätzlich sind 1/3 der Kunden*innen bereit, für ökologisch und sozial faire Produkte einen höheren Preis zu zahlen als für konventionelle Produkte. Die Global Sustainability Study (Quelle: simon-kucher.com) belegt diese Statistiken und zeigt zusätzlich auf, dass Nachhaltigkeit kein einmaliger Hype ist, sondern zukünftig immer mehr Menschen ansprechen und wichtig sein wird, Tendenz stark steigend! Zusätzlich ist es günstiger und einfacher für Unternehmen, die externe Kommunikation anzupassen als an einer nachhaltigen Wertschöpfungskette zu arbeiten und wirklich zu versuchen etwas zu ändern. Ganz nach dem aus deren Sicht passendem Motto: „Ein gutes Pferd springt nicht höher als es muss“. Auch seitens der Politik birgt es Vorteile, da Greenwashing vielen Unternehmen hilft, mehr Unterstützung zu erhalten. Denn werden Standards scheinbar schon freiwillig von Firmen eingehalten, müssen sie keine stärkeren Regulierungen vom Staat mehr befürchten.

    2. Warum fahren Unternehmen damit erfolgreich und schaffen es Kunden zu überzeugen?

    Viele für ein nachhaltig aussehendes Produkt wichtige Begriffe wie zum Beispiel alleine das Wort „Nachhaltigkeit“ sind rechtlich nicht geschützt und besitzen somit keine klare Definition. So können Unternehmen für die Nutzung des Begriffs trotz widersprüchlichen Verhaltens zumindest nicht gesetzlich in die Verantwortung gezogen werden. Auch die mit Nachhaltigkeit verbundenen Bezeichnungen „natur(-nah)“ oder die im Bezug auf Mode verwendete „Slow Fashion“ sind keine rechtlich geschützten Begriffe. Auch bei den Labels lässt sich relativ leicht schummeln, da nicht alle Zertifizierungsmaßnahmen die gleichen Anforderungen besitzen und so auch mit sehr wenig Aufwand ein solches Label erworben werden kann. Firmen können ihr Siegel auch intern erschaffen und somit sowohl die Ausgebung einer neutralen Instanz als auch deren Überprüfung umgehen. Zusätzlich werden bei jenen Unternehmen häufig aus deren Sicht wahnsinnig tolle Eigenschaften betont, die allerdings in Wahrheit komplett irrelevant für das Produkt und die Kunden*innen sind, oder positive Aspekte hervorgehoben, bei denen allerdings nur ein größerer, negativer Zusammenhang verschleiert wird.

    3. Für wen ist Greenwashing ein Problem?

    Um ehrlich zu sein ist es für alle Unternehmen problematisch. Zum Einen ist es sehr marketingschadend und auch peinlich für die Unternehmen, die beim „vergrünen“ ihrer Strategien erwischt worden sind, wie die Beispiele Aldi (Quelle: welt.de) und Krombacher (Quelle: zeit.de) zeigen. Hierfür wurden groß angelegte PR-Kampagnen gestartet, wobei Krombacher einen gekauften Kasten mit einem Quadratmeter aufgeforsteten Regenwald belohnen wollte. Das Geld wurde aber nicht, wie in der Kampagne versprochen zur Aufforstung verwendet, sondern Ranger in einem nordafrikanischen Nationalpark mit Equipment wie Geländewagen oder Funkgeräten ausgerüstet. Die Intention war hier also nicht den Regenwald zu retten, sondern Abverkauf. Beim Beispiel Aldi wurde, nach der Einführung einer Zahlungsverpflichtung für Plastiktüten versprochen weiter gegen den Plastikverbrauch anzukämpfen. Nachdem die Plastikbeutelchen in der Obst-und Gemüse Abteilung immer häufiger missinterpretiert und als neue Tüte verwendet wurden, entschloss sich Aldi dazu, jene Beutel mit einer Pauschale von einem! Cent zu belegen. Die Wirkung von einem Cent ist stark zweifelhaft, klingt aber natürlich toll in den Medien. Der nachhaltige Gedanke wurde bei beiden Unternehmen von einem großen Marketingschatten überworfen und die angekündigten grünen Ziele nicht eingehalten. Des Weiteren ist es unehrlich gegenüber den Unternehmen, die (noch) keine nachhaltige Vision in ihrer Company verankert haben, dies hingegen transparent mit ihren Konsument*innen kommunizieren. Am schlimmsten trifft es allerdings aus moralischer und auch unternehmerischer Sicht die Konzerne, welche tatsächlich auf eine ökologisch und sozial vertretbare Vorgehensweise setzen und diese durch erhöhte Kosten und Mühen auch umsetzen. Durch Greenwashing wird diesen Unternehmen ein Stück weit die Glaubwürdigkeit ihrer verwendeten Werbekampagnen und ihrer Produktbeschreibungen genommen, ihre grünen und nachhaltig hergestellten Verpackungen in Frage gestellt und im allgemeinen das Thema Nachhaltigkeit eher kritischen und mit betrügerischen Absichten in Verbindung gebracht. Auch auf die einzelnen Käufer*innen wirkt sich Greenwashing negativ aus, da sie grün gewaschene Produkte nicht von korrekt zertifizierten unterscheiden können und somit kein Vertrauen gegenüber unabhängigen Standards oder anderen zertifizierten Beweisen haben. Die Folge daraus ist, dass die Konsument*innen resignieren und schlussendlich gänzlich ohne bewusste Entscheidung einkaufen. Diesen Trend gilt es zu stoppen und er lässt sich auch stoppen. Denn Greenwashing kann mit ein bisschen Eigeninitiative für jeden Kunden erkennbar und folglich auch vermeidbar sein.

    Hier sind diesbezüglich von uns 5 Tipps aufgelistet:

    • Tipp #1: Konkrete Zahlen recherchieren: Finde heraus, ob das Unternehmen, bei dem du einkaufen möchtest, tatsächlich mit konkreten Aussagen und Zahlen auf der Website wirbt und auch transparent darlegt, wie diese Zustandekommen. Ist das nicht der Fall, ist Vorsicht geboten. Je transparenter ein Unternehmen Lieferketten und Produktionsbedingungen kommuniziert, desto höher ist die Chance, dass die Beschreibungen auch stimmen.
    • Tipp #2: Auf Zertifizierungen und Siegel achten: Je strenger die Voraussetzungen für Nachhaltigkeitssiegel und -zertifizierungen sind, desto eher kannst du ihnen auch vertrauen. In der Modewelt sind das GOTS-Label (Textilien aus biologisch erzeugten Naturfasern) und das IVN Best-Siegel (für Naturtextilien und Naturleder) die strengsten Siegel. In der Lebensmittelindustrie sind es Demeter, Bioland und Naturland. Wenn du dir nicht sicher bist, ob du einem Siegel vertrauen kannst, schlage es auf vertrauenswürdigen Plattformen (Quelle: siegelklarheit.de) nach.
    • Tipp #3: Nicht auf schwammige bzw. nicht geschützte Formulierungen hereinfallen: Wie bereits oben erwähnt: Lasst euch nicht von Begriffen wie „klimafreundlich“, „klimaneutral“ oder „umweltschonend“ blenden. Diese hören sich zwar beeindruckend an, sind aber weder genau definiert, noch geschützt. Im Grunde darf sie also jedes Unternehmen verwenden und je nach ihren Motiven auslegen.
    • Tipp #4: Nicht auf einzelne Kollektionen oder Aspekte, sondern das Gesamtbild achten:
      Besonders Bekleidungsmarken haben vereinzelt nachhaltige Kollektionen und stellen sich dadurch nach außen als besonders grünes Unternehmen dar, obwohl der Großteil ihres Sortiments alles andere als umweltfreundlich und fair produziert wird. Achte deshalb auf den gesamten Impact des Unternehmens, anstatt dich nur auf einen kleinen Aspekt oder eine Kollektion zu fokussieren.
    • Tipp #5: Setze auf deinen gesunden Menschenverstand: Wie kann es sein, dass das super tolle, nachhaltig hergestellte T-Shirt nur 5€ kostet? Oder der klimafreundliche Kaffee in Alukapseln angeboten wird, was Unmengen an Müll verursacht? Durch unsere Konsumgesellschaft ist es leider viel zu sehr zur Gewohnheit geworden, dass wir ohne nachzudenken in die Regale im Supermarkt greifen oder uns schnell beim Bummeln in der Stadt mal wieder neue Klamotten kaufen. Manchmal reicht es schon, wenn man sich einfach kurz Zeit nimmt und einen Moment über das Produkt, was man erwerben will, nachdenkt.

    Bei uns in der Modebranche wird Greenwashing natürlich auch thematisiert, da Fashion nach der Lebensmittelindustrie der zweitmeist missbrauchte Bereich im Kontext von manipuliertem Grün ist. Uns bei Glore ist es enorm wichtig ausschließlich mit Unternehmen zusammen zu arbeiten, die nicht nur mal eben ein T-Shirt aus Biowolle produziert haben, sondern Nachhaltigkeit grundsätzlich in ihrer Unternehmensführung verankert haben. Nicht nur aufgrund ihrer Zertifizierungen vertrauen wir unseren angebotenen Marken, sondern auch, durch regelmäßigen Austausch und engen Kontakt zu ihnen, um uns so immer wieder aufs Neue von ihrer Nachhaltigkeit überzeugen können. Hierfür setzen wir mehrmals im Jahr persönliche Treffen in deren jeweiligen „Heimstätte“ an und werden sowohl zu ihren Kollektionen als auch den Fortschritten und Veränderungen in Puncto Nachhaltigkeit geupdatet. Erst im Oktober war ich zusammen mit unserem Team in München bei der Marke „Nudie Jeans“, die uns mit den Neuigkeiten überraschten, zukünftig ihre nachhaltige Strategie zu erweitern und vertiefen. Die Kleidungsstücke sollen in einem Kreislaufsystem gehalten werden und ihnen durch den Jeans Repair-Service und Second Hand Verkauf, usw. eine höhere Haltbarkeitsdauer zu ermöglichen. Zusätzlich wird Nudie Jeans auf die Zusammenarbeit mit den Großkonzernen Zalando und About You verzichten, um auf Online Händler zu setzen, die ausschließlich nachhaltige Mode anbieten. Der Fokus liegt ganz klar auf Nudie Jeans selbst, verbesserte Schnitte, Qualitäten und Service. Nachhaltigkeit endet nicht mit dem Verkauf bzw. Kauf. Denn nicht nur uns als Vertrieb ist es sehr wichtig keinem Unternehmen eine Plattform zu geben, die nur auf Fake-Basis ihre Produkte als grün verkaufen, sondern natürlich auch den Mode Marken selbst, die stetig versuchen im Zusammenspiel mit dem Feedback der Kund*innen und ihren eigenen Visionen die Mode nachhaltiger zu machen.
    Denn wenn grün, dann schon richtig!

    BE GREEN IN ANY COLOUR YOU LIKE 💚

     

  • Weiße Kaninchen dienen häufig als Versuchtiere
    Lifestyle

    Tierversuche für Mode: undyed is the new black

    Kleidung durchläuft einen unglaublich langen Entstehungsprozess. Von der Entwicklung der Textilfaser bis hin zum vollendeten Kleidungsstück, welches du Final trägst, erlebt deine Jeans oder dein Jumpsuit viele Produktionsschritte (oder einige Lebensphasen). Aufgabe der Fair…

    25. August 2022
  • Die Marke Dedicated kämpft für Mode die gut für die Umwelt, aber auch für die Menschen in der Produktion ist
    Lifestyle

    Support Your Local Planet

    ABOUT DEDICATED… DEDICATED startete schon 2006 als eine wertorientierte Marke. Die Gründer Johan Graffner und Johan Mooe, Joakim Knapp und Karin Veghed, waren zuvor schon seit 26 Jahren in der Modebranche tätig. Dadurch hatten…

    27. Mai 2022
  • Bleed Kleidung für die weder Mensch, Tier noch Natur geschädigt wird
    Lifestyle

    Bleed for Nature

    Der Name ist Programm bei bleed clothing. Denn das kleine Unternehmen aus Helmbrechts in Oberfranken, hat an seine Produkte den Anspruch, dass weder Mensch, Tier noch die Natur dafür bluten müssen. Was so einfach…

    4. Mai 2022
  • Interviews Lifestyle

    Get to know: Hempage

    Seit 1999 stellt HempAge ökologische Textilien aus dem Jahrzehnte lang vernachlässigten Rohstoff Hanf her. Angefangen mit von Hand gewebten und pflanzlich gegerbten Stoffen aus Thailand, über die industrielle Herstellung in Rumänien bis hin zu…

    20. April 2022
  • Interviews Lifestyle

    hejhej – Closedloop Yogamatten und ein Interview

    Bei Sophie Zepnik und Anna Souvegnir aus Nürnberg entstand während eines inspirierenden Museumsbesuchs in Schweden die Idee eine nachhaltige Yogamatte zu kreieren. In dieser Ausstellung machte die türkische Künstlerin, Pinar Yoldas, Yoga-Praktizierende auf die…

    8. April 2022