Du kennst es vielleicht, du stehst für global faire Arbeitsbedingungen und Nachhaltigkeitsstandards. Du tauschst dich mit Freund*innen über die besten veganen Aufstriche von DM aus und wie toll es doch ist, auch mal Kleidung auf Plattformen wie unown zu mieten. Wenn du dann aber im Supermarkt am Regal stehst oder den nächsten Online-Einkauf tätigst, passiert es manchmal, dass du entgegen deiner Einstellung zu den nicht biologisch angebauten Tomaten aus Marokko greifst oder schnell eine Bestellung bei Amazon abschickst. Du teilst zwar Werte von Unternehmen, die sich für mehr Nachhaltigkeit einsetzen und faire Arbeitsbedingungen garantieren, du kaufst dann aber schlussendlich nicht bei diesen Unternehmen oder Marken ein.
Dieses Phänomen, der Lücke zwischen Einstellung und letztendlichem Verhalten, nennt sich attitude-behaviour-gap und ist vor allem beim Kauf von Kleidung weit verbreitet. Aber warum ist das so? Warum handeln wir entgegen unserer eigenen Einstellung? Warum unterstützen wir bewusst Marken und Unternehmen, deren Werte wir eigentlich nicht teilen?
Es stecken einige Gründe dahinter, warum unser Verhalten von unseren Werten abweicht. Vor allem der Preis spielt eine große Rolle. Fair und nachhaltig hergestellte Kleidung ist vergleichsweise teurer als konventionell hergestellte Kleidung. Auch das Design von Fairfashionsartikeln ist oft schlichter und zeitloser als Artikel, die bei Zara und H&M zu erwerben sind. Diese zwei Faktoren halten Kund*innen in manchen Fällen davon ab, Fair Fashion zu kaufen. Denn durch Mode definieren wir uns. Wir glauben Zugehörigkeit, Selbstbewusstsein oder Soziale Akzeptanz mit der erworbenen Kleidung gleich mit einzukaufen. Fast Fashion ermöglicht uns billig und schnell unseren Stil immer wieder neu zu erfinden und uns an aktuelle (und vorgegebene) Modetrends anzupassen.
Fair Fashion hingegen versucht mit einem zeitloseren Stil der Kleidung zu jedem Modetrend kombinierbar zu sein. Die Qualität der fair und nachhaltig produzierten Kleidung ist aufgrund der sorgfältig ausgesuchten Garne und Stoffe oft höher. Die Lebensdauer nachhaltiger Kleidung ist so im Vergleich zu Fast Fashion länger und landet weniger im Müll-Container. Auch Faktoren, wie Verfügbarkeit und der einfache Zugang zu Öko-Textilien spielen eine Rolle bei nachhaltigen Kaufentscheidungen. Oft fehlt einfach das Wissen, welche Onlineshops oder Läden in der eigenen Stadt nachhaltige Kleidung anbieten. Welche Textilsiegel oder Werbeversprechen sind glaubwürdig? Oft ist es schwierig oder mühsam, geeignete Informationen zu recherchieren und selbst zu beurteilen, ob diese vertrauenswürdig sind.
Gerade vor Kurzem habe ich mich mit meiner Oma in ihrer schönen alten Holzküche auf eine Tasse Kaffee getroffen und ganz beiläufig sind wir auf das Thema Kleidung und Mode gekommen. Während des Gesprächs wurde mir bewusst, wie enorm sich die Wertehaltung zu Kleidung in den vergangenen Jahren verändert hat. Meine Oma besitzt noch heute ihren blauen Lieblingsblazer, welchen sie sich in ihren 20ern gekauft hat. In damaligen Erinnerungen schwelgend zeigt sie mir das Kleidungssteil und ich denke mir still, einige Modeartikel der Fast Fashion Branche würden so eine lange Zeit nicht überdauern. Eine Hose in den 60ern wurde wohl überlegt gekauft, da sie ihren Preis hatte. Dafür konnte jene Hose dank der guten Qualität viele Jahrzehnte überdauern. Heutzutage ist eine Hose schnell gekauft, aufgrund des billigen Preises und auch wieder schnell vergessen, da Modetrends schnell wechseln.
All diese Fakten, Denkanstöße sowie mein Bachelorstudium „Nonprofit-Management“, haben mich dazu bewegt, meine Bachelorarbeit dem Thema Fair Fashion zu widmen. Inwiefern Kund*innen Einfluss auf Mode haben und welche Werte, Wünsche und Bedürfnisse hinter einem Kleidungskauf stehen, finde ich besonders interessant.
Was denkst du über den attitude-behaviour-gap und wie meinst du könnte die Lücke in der Fair Fashion Branche kleiner werden? Welche Wünsche und Bedürfnisse hast du bezüglich Fair Fashion Kleidung? Was können Unternehmen tun, um mehr Transparenz zu schaffen und die Nachhaltigkeitsbemühungen greifbarer zu machen? Vielleicht magst du deine wertvolle Meinung in folgender Umfrage, für Sarah’s Bachelorarbeit mit uns teilen:
https://mci-students.limequery.com/754298?lang=de
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