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ADDITION – DIE ERSTE TEXTILKOLLEKTION UND EIN INTERVIEW

3. März 2021
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Nachhaltigkeit bedeutet in ein paar zeitlose und möglichst lang haltende Teile zu investieren. Genau das ist die Philosophie von ADDITION. Die Marke steht für zeitloses, saisonunabhängiges Design, das viele Jahre und verschiedenste „Trends“ überlebt. Gegründet wurde die Lifestylemarke im ersten Corona-Lockdown 2020 von Wiebke Clef. Auf der ADDITION Website heisst es „ADDITION grew from our goal of completing our product range and of expressing ourselves through cuts, colours and patterns.“ Nach dem erfolgreichen Launch der ersten Schuhkollektion letzten Jahr gibt es ab heute auch einige, ausgewählte Kleidungsstücke für Frauen.

Hier beantwortet Wiebke ein paar Fragen für uns.

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Erzähl etwas über dich, was hast du vor Addition gemacht?

Oh, wie weit hole ich da aus? Ich hab nach dem Abitur Modejournalismus und Medienkommunikation an der AMD studiert, so richtig meins war das allerdings nicht. Deswegen hab ich danach ein paar Praktika im Grafikdesign-Bereich gemacht, dann kurz als Texterin gearbeitet und nebenbei mit einem sehr guten Freund ein eigenes kleines T-Shirt Label gegründet, das hieß fairliebt und wir haben es gegründet, weil wir etwas machen wollten. Es war uns von Anfang an klar, dass die Produkte die wir anbieten unbedingt gut produziert sein müssen. Das war damals – 2005 – alles noch nicht so einfach, wir konnten nicht einfach T-Shirt-Rohlinge einkaufen und alles, was es gab war so „klischee-öko“ – also wirklich groß, braun und kratzig. Also haben wir schon damals unsere eigenen T-Shirts produzieren lassen. Wir haben fairliebt aber immer nebenbei und als Hobby gemacht, irgendwann dann als Vollzeit-Hobby. Wir haben es geliebt. Nebenbei habe ich als Arbeitsassistenz gearbeitet um meine Miete zahlen zu können. Irgendwann wusste ich, dass ich mich irgendwie weiterentwickeln muss und habe dann  2010 den glore Store eröffnet. Ich kannte Bernd, den Gründer von glore, da wir unsere fairliebt Shirts bei glore verkauft hatten und habe ihn ganz naiv gefragt, ob ich nicht in Hamburg einen glore Store aufmachen sollte. Wir fanden die Idee beide gut und schon ging es – relativ spontan los und ich eröffnete meinen ersten kleinen Fair Fashion Store. Nach drei Jahren auf ca. 30qm, vielen Höhen und noch mehr Tiefen – vor allem wirtschaftlich, zog ich mit dem Store in die Location, in der wir heute noch sind. Wir haben uns verdreifacht und seitdem, vielleicht auch, weil es sich endlich wie ein richtiger Store anfühlte und ich langsam wusste was ich da tue, lief es immer besser. Ich konnte Mitarbeiterinnen einstellen, wir konnten uns immer neue Sachen ausdenken, uns weiterentwickeln. Tatsächlich ist ADDITION eigentlich der nächste logische Schritt. Ich kann mich einfach nicht ausruhen, ich muss mir irgendwie immer neue Herausforderungen suchen. Also zurück zu den Anfängen in der „grünen Mode Szene“ und Dinge selbst machen.

Wann kam der Entschluss, dass du ein Label Gründen möchtest?

Das war ein schleichender Prozess und hat sich dann irgendwie so ergeben. Wir wollten im Mai 2020 unser 10järhiges Store-Jubiläum feiern. Zu diesem Jubiläum wollte ich gern besondere Produkte haben und habe unterschiedliche Brands, mit denen ich mir eine Kollaboration gut vorstellen konnte angesprochen. Wir haben dann zum einen mit dem Kölner Brand pinqponq eigene HipBags gemacht und mit Werner Schuhe 4 Schuh-Modelle entwickelt. Dann kam Corona, hat alles ziemlich durcheinandergebacht, aufgemischt und zum Nachdenken angeregt. Und natürlich war klar, dass wir unseren runden Geburtstag nicht so feiern werden können wie geplant. Nach ca. 2 Wochen absoluter Ohnmacht und Verzweiflung beim ersten Lockdown entstand dann plötzlich die Idee. Wir waren so überzeugt von unseren Schuhmodellen, dass ich dachte, wir müssen denen einen eigenen Rahmen geben. Es entstand eine Vision, eine Idee zu einer Marke. Die Idee sich mit unterschiedlichen Marken und Handwerken zusammenzutun und Neues zu schaffen. Also entwickelten wir den Namen, das Logo und alles Drumherum. Und, es ging uns alles wahnsinnig leicht von der Hand. Das war toll und gab emotional in den verrückten Zeiten irgendwie Halt, auch wenn ich damit wieder ein ganz neues Faß aufgemacht habe. Mir hat es geholfen. Außerdem glaube ich, dass man sich gerade in Krisenzeiten unbedingt bewegen muss.

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Welche Dinge, die du innerhalb deines Werdegangs gelernt hast, sind heute nützlich?

Das Wichtigste ist, dass du von dem was du machst zu 1000% überzeugt sein musst. Du musst an dich und das was du tust glauben. Sobald du zweifelst, lass es vielleicht lieber. Und wenn du etwas hast, was dich packt, dann leg los. Ich hab in den letzten 15 Jahren und vor allem im letzten Jahr gelernt, dass ich mich auf mein Bauchgefühl verlassen kann und das auch sollte. Auch das gibt mir Sicherheit. Natürlich ist es kein Garant dafür nicht zu scheitern. Aber es war immer die richtige Entscheidung, jedenfalls in dem Moment, in der Situation. Die Entscheidungen, die ich getroffen habe, stelle ich nicht infrage. Genau in der Situation war die Entscheidung für mich so richtig. Ob dann etwas Gutes daraus wird oder nicht, wird man sehen.

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In Zeiten von Corona etwas Neues ausprobieren ist sehr mutig – warum gerade jetzt ?

Wie schon gesagt, das hat sich so ergeben. Und ehrlich gesagt, empfinde ich das nicht als sehr mutig, es fühlt sich jedenfalls nicht so an. Ich glaube, ich brauch das. Ich brauche immer etwas zu tun und immer wieder neue Herausforderungen. Ein geschlossener Laden und keine Aufgabe, das wäre für mich viel schlimmer. Lieber Bewegung als Stillstand. Außerdem glaub ich, dass aus Krisen viel Neues und Positives entstehen kann und gerade in solchen Phasen gute Ideen entstehen, wenn man mal kurz Zeit zum Luft holen hat.

Wen möchtest du mit Addition erreichen?

Kundinnen, die Mode lieben und sich noch überzeugen lassen müssen, dass Mode auch nachhaltig sein und etwas bewirken kann.

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Wie würdest du den Style von Addition beschreiben?

ADDITION ist feminin, lässig und selbstbewusst. Wir arbeiten gern mit Gegensätzen. Fließende Stoffe wie leichtes Tencel und derber ungefärbter Canvas unterstützen sich in der Addition Welt. Außerdem wird es bei Addition immer ausdrucksstarke Farben geben –  ich liebe Farbe!

Woher kamen die Ideen zur Kollektion? Hast du alles selbst entwickelt?

Einiges lag irgendwie auf der Hand. Ich fragte mich, warum keines unserer Brands ein Leomuster im Sortiment hat, wo es doch ein Klassiker geworden ist. Ich liebe Leomuster und wollte ehrlich gesagt gern selbst solche Teile in meinem Kleiderschrank haben. Ich habe die Designs selbst entwickelt, dann im Team besprochen und mit unserer Schneiderin umgesetzt. Das war super Teamwork und wir haben bei dem ersten Prozess total viel gelernt. Noch etwas, was ich liebe – Dinge ausprobieren und learning by doing.

Wie definierst du Nachhaltigkeit?

Nachhaltig ist für mich alles was ich lange super gern mag, was mir gut tut und etwas emotional mit mir macht. Ganz klar müssen die Materialien so ökologisch wie möglich sein und alle Produktionsschritte ebenfalls. Außerdem lassen sich für mich ökologische und soziale Aspekte nicht voneinander trennen. Ich könnte mich nämlich nicht entscheiden, welchen ich als wichtiger erachten würden. Also versuchen wir bei Addition so ökologisch und fair wie möglich zu arbeiten, in allen Bereichen.

Woher kommen die Addition Stoffe und wo werden die Kleidungsstücke produziert?

Die Stoffe beziehen wir von unterschiedlichen Herstellern, die Baumwolle ist immer GOTS zertifiziert. Der Leo-Stoff ist bedruckte Bio-Baumwolle, die per Digitaldruck umweltschonend geprinted wurde. Wir produzieren noch alles direkt in Hamburg. Kurze Wege und eine enge Zusammenarbeit mit der Schneiderei waren uns super wichtig. Außerdem können wir so quasi on demand weitere Größen produzieren lassen und müssen uns kein großes Lager schaffen.

Wie viele Kollektionen wird es im Jahr geben?Quote_Addition_2

Wir denken nicht wirklich in Kollektionen. Wir wollen all-time favourites machen und dass alles aufeinander aufbaut und zusammenpasst. Natürlich werden auch wir keine dicke Wolljacke im Frühjahr launchen, aber wir wollen machen was wir wollen und wann wir wollen. Also kann es unterschiedlich viele Launchtermine in unterschiedlichen Intervallen geben. Hauptsache wir finden es toll und denken, das braucht die Welt da draußen.

Warum spendet Addition an FEMNET e.V.?

Ich finde es wichtig einen Teil zurückzugeben. Ich bin mir total bewusst, dass es ein großes Privileg ist, das machen zu können was ich möchte und ich weiß, dass es vielen Frauen in der Textilbranche nicht so ergeht. Aus klassischer wirtschaftlicher Sicht, kann es sich ein kleines Brand wie wir natürlich nicht leisten irgendetwas abzugeben, dennoch finde ich es wichtig, es gehört zur DNA von Addition. Wir kämpfen für eine bessere Modeindustrie.Blogpost_Trenner_Addition_3_leo

 

ADD SOMETHING BETTER – was steckt dahinter?

Mit unserem Slogan rufen wir zum bewussteren Modekonsum auf. Doch der Claim ist viel mehr, er kann auf jeden Lebensbereich angewendet werden und birgt tolle Ideen, Geschichten und Inspirationen. Deswegen haben wir unsere ADD SOMETHING BETTER Community ins Leben gerufen. Dabei geht es um den persönlichen Austausch und Gedanken und Tipps zu teilen, wie wir unsere Leben besser gestalten können. Dabei kann besser natürlich alles mögliche und für alle etwas anderes bedeuten. Aber das macht es so spannend, zu hören, an was du denkst, wenn du „add something better“ hörst. Wir können alle so viel voneinander lernen und uns gegenseitig inspirieren, das finde ich spannend. Vor allem Frauen eine Plattform zu geben oder einen Ort zu schaffen, der sich für alle gut anfühlt und sich Frauen gegenseitig zusprechen, das ist unsere Vision.

Außerdem werden wir mit unseren Muses durch ganz wunderbare Frauen aus unterschiedlichen Bereichen supportet. Das bedeutet mir viel und ich finde es auch da so spannend zu sehen und zu lesen, was diese Frauen an Looks, Meinungen und Ideen mitbringen. Gemeinsam für die gute und schöne Sache, dafür soll Addition stehen.

Danke Wiebke!

Her gehts zur Kollektion und hier der wunderbare Instagram Account.

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