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Nein, Du bist nicht Robin Hood, wenn Du zum Altkleidercontainer gehst.

14. Juli 2020
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Warum unsere Berge an Alttextilien ins Unermessliche wachsen und was Du tun kannst, um sie wieder abzutragen.

„Das bisher kostenfreie hochwertige System des Alttextilrecyclings steht vor dem Kollaps“, mit dieser Hiobsbotschaft meldete sich Martin Wittmann, Vizepräsident des bvse, Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. anlässlich der Publikation der bvse-Alttextilstudie 2020. Wenn Deutschlands oberster Alttextilsammler sich zu einem solchen Statement hinreißen lässt, sollten bei allen KonsumentInnen die Alarmglocken schrillen.

Schließlich verdienen die Mitglieder des Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. ja gutes Geld mit dem Sammeln, Aufbereiten, Wiederverkaufen oder Entsorgen von Textilien. Was ist also passiert?

Die Sammelmenge ist zwischen 2013 und 2018 von rund 1 Million Tonnen auf 1,3 Millionen Tonnen gestiegen. Um diesen abstrakten Zahlen ein Bild zu geben: Das ist so viel wie der gesamte Hauptbahnhof Berlin (ohne Einrichtung) auf die Waage bringt.

Und nein: Selbst wenn wir alle Obdachlosen, Armen, Bedürftigen oder SecondhandloverInnen mit diesen Kleidern einkleiden, wird der Berg nur marginal kleiner. Zumal er jedes Jahr aufs Neue wächst.

Blogpost_Altkleider_Kleidung_glore60 neue Kleidungsstücke pro Jahr kauft jede(r) Deutsche im Durchschnitt, die dann aber nur halb so lange getragen werden wie vor 15 Jahren. 15 kg Alttextilien kommen in Deutschland auf jede(n) EinwohnerIn. Pro Jahr!

In vielen deutschen Städten nehmen karitative Kleiderkammern angesichts der hohen Abgabemenge schon kaum mehr Bekleidung an – oder nur die Stücke, die sie wirklich benötigen. Während der Corona-Beschränkungen, als ganz Deutschland gefühlt seine Kleiderschränke geleert hat, haben einige AlttextilhändlerInnen Insolvenz angemeldet – das tägliche (!) Entleeren der Container bei gleichzeitig sinkender Qualität der gesammelten Waren verursacht eine wirtschaftliche Schieflage.

Von 1,3 Millionen Alttextilien können nämlich nur 800.000 Tonnen tatsächlich wiederverwertet werden. Das liegt vor allem an der immer minderwertigeren Qualität, die Fast Fashion Brands auf den Markt bringen. Weil zum Beispiel Mischgewebe nur noch mit hohem Spezialisierungsgrad und enormen Kosten getrennt und aufbereitet werden können, wird immer mehr Bekleidung verbrannt: Statt 8 % im Jahr 2013 waren es 2018 bereits 12 % der gesammelten Kleidung.

Das Verbrennen von Kleidung, die vorher schon unter fraglichen Umständen produziert wurde, geht uns alle an. Denn mit jedem verbrannten Kleidungsstück steigt die CO2-Belastung.

Diese Zahlen machen ganz schön ohnmächtig, richtig? Wir haben Tipps für Dich zusammengetragen, wie Du Alttextilien vermeiden kannst und dafür sorgst, dass Deine Lieblingsstücke möglichst lange in Verwendung bleiben – selbst dann, wenn Du sie nicht mehr liebst.

  • Fast Fashion Fasten: Immer mehr Konsumenten entschließen sich, gänzlich auf Produkte von Fast Fashion Marken zu verzichten. Nachvollziehbar, wie wir finden!
  • Selbst verkaufen oder verschenken: Kleiderkreisel, Facebook-Gruppen wie Fair Fashion Second Hand, lokale Second Hand Shops oder über eBay Kleinanzeigen. Das macht gleich zwei glücklich!
  • Zurück zu glore: glore Luzern und glore Zürich nehmen gut erhaltene Fair Fashion für Dich in Kommission und verkaufen diese Sachen im Laden.
  • Buy less, buy better: Hinterfrage Deine eigenen Preisvorstellungen. Darf ein T-Shirt tatsächlich nur ein paar Euro kosten oder ist das T-Shirt, das fünf Jahre schön bleibt nicht am Ende doch günstiger? Shirt für 14,90 Euro, vier Mal getragen: 3,76 Euro. Shirt für 49 Euro, 50 Mal getragen: 0,98 Euro.
  • Recyclingfähigkeit bedenken: 400 bis 500 Jahre braucht Plastik, um zu verrotten. Das Plastik in Deiner Kleidung, also Polyester, ebenso. Ohne hier Kunstfaser-Bashing zu betreiben: Die Chance, dass aus Deiner alten Outdoorjacke etwas Neues entsteht, ist via Alttextil-Sammlung sehr gering. Die Chance, dass Deine Outdoorjacke als Mikroplastik die Umwelt versaut dagegen sehr hoch. Kannst Du von einer Marke kaufen, die Dir schlüssig erklären kann, wie sie Deine gebrauchte Jacke recyceln will, schlag zu!

Blogpost_Altkleider_Isa_glore

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