Kim goes Öko ist der Blog einer jungen Mainzerin, die der Fast Fashion Industrie den Garaus machen will. Zum Öko wird sie durch ihr Projekt ein Jahr lang nur faire Kleidung und Second Hand Mode zu konsumieren. Wir haben mit ihr über ihr Vorhaben gesprochen.
glore: Kannst du uns dein Projekt erklären?
Kim: In meinem Experiment geht es darum ein Jahr lang ausschließlich Slow Fashion oder Second Hand Kleidung zu kaufen, um die Fast Fashion Industrie nicht mehr zu unterstützen. Das bedeutet, dass ich meinen Modekonsum komplett ändere und jetzt nachhaltiger mit Modeartikeln umgehen möchte. Mittlerweile bin ich auf dem Tausch-Trip angekommen. Statt ständig etwas Neues zu kaufen, denke ich darüber nach, ob ich es in meinem Freundeskreis finde und ausleihen oder tauschen kann. Das macht nicht nur mir Spaß, sondern auch meinen Mädels. Sogar die profitieren also von der verrückten Idee.
glore: Was bewegt dich dazu dieses Projekt zu machen? Gab es einen auslösenden Moment?
Kim: Leider gab es kein Schlüsselerlebnis. Als Konsument entscheide ich mit jedem Euro, welche Mächte, Konzerne und Marken ich unterstützen will oder nicht. Dass die Textilindustrie nicht gerade die fairsten Produktionsbedingungen hat, ist, denke ich, vielen bekannt. Also habe ich mich, spontan und verrückt wie ich bin, einfach mal auf das Experiment eingelassen. Das war schon ein ziemlich großer Schritt, da ich vorher nicht annähernd wusste, dass es so etwas wie Bio Mode in schön gibt.
glore: Du schreibst, dass du „True Cost“ von Andrew Morgan gesehen hast. Was hat der Film in dir bewegt? Hatte er Einfluss auf dein Projekt?
Kim: Der Film zeigt die Schattenseiten der Kleidungsbranche auf und verknüpft sie mit der schnelllebigen High Fashion Industrie, den Konsumenten und sogar Bloggern, wie mir. Die ganze Lieferkette und alle Teilnehmer der Modeindustrie werden gezeigt. Beispielsweise werden jene Blogger angesprochen, die durch ihre Shopping-Hauls vielen Followern das Gefühl geben, noch mehr preiswerte Kleidung kaufen zu müssen, um im Trend zu sein. The True Cost bringt einen auf jeden Fall zum Nachdenken und ich würde mir wünschen, dass noch mehr Menschen den Film anschauen und sich mit dem Thema auseinander setzen.
glore: Hast du dich vor deinem Projekt schon mit Eco Fashion beschäftigt?
Kim: Vor meinem Projekt wusste ich von fairer Kleidung leider nur wenig. Vor allem wusste ich nicht, dass sie so stylisch sein kann. Als Öko Mode hatte ich nur Filz und schreckliche Farbkombinationen im Kopf. Das hat sich aber jetzt geändert und grüne Mode kann absolut mit den Trends mithalten, wenn nicht sogar eigene setzen.
glore: Wenn du jetzt neue Kleidung konsumierst, was ist dir dann daran besonders wichtig?
Kim: Dass ich der Fast Fashion Industrie eins auswischen kann (lacht). Ich möchte mein Geld nicht mehr in eine skrupellose Industrie stecken. Ich achte darauf, dass ich viele Basics habe, die ich kombinieren kann. Highlights setze ich dann zum Beispiel durch ausgefallene Schnitte und meine Lieblingsfarbe Senfgelb. Gerade bei Second Hand achte ich auch darauf, dass die Qualität stimmt und ich noch mehrere Jahre etwas davon habe.
glore: In deinem ersten Blogpost schreibst du, dass du das Wort „öko“ sarkastisch benutzt – Hast du inzwischen einen besseren Begriff für dein neues Credo gefunden?
Kim: Nein, leider nicht. Öko passt eigentlich doch besser als gedacht, weil ich in vielen anderen Situationen auch umweltbewusster geworden bin. Ich achte auf meine Ernährung, meine Abfall und Plastikkonsum und viele andere Dinge. Ich würde mir wünschen, dass meine ganze Generation, also all die Digital Natives, noch ein bisschen grüner wird. glore trägt auf jeden Fall viel dazu bei zu zeigen, dass öko auch stylisch und cool sein kann.
glore: Dein neuer Kleidungsstil hat sich zu einem Lebensstil entwickelt. Du schreibst auch vom Plastic Free Tuesday. Wie bewältigst du diesen?
Kim: Der #plasticfreetuesday fällt mir um einiges schwerer als der #meatfreemonday. Mit meinem neuen Job bin ich viel unterwegs, auch mal spontan. Leider hat unsere Gesellschaft in Deutschland nicht an jeder Ecke nachhaltige Essens-Verpackungen. Ich lebe also in vielen Hinsichten nachhaltiger, aber nur, weil ich es organisieren und planen kann. Man muss vorausschauend denken. Welches Kleidungsstück ist auch noch in zwei Jahren in und was mache ich mit dem Plastiklöffel vom Imbiss an der Ecke? Man muss seinen Lebensstil finden und schauen, wie viel Spaß das bewusste Leben und auch manchmal der Verzicht einem bringen.
glore: Wie glaubst du verändert dich dieses Projekt?
Kim: So sehr und so schnell, dass ich es nicht mehr mitbekomme. Das tolle daran ist aber: Es macht Spaß! Ich vermisse es kaum, zu H&M oder Zara zu gehen, und werde es wohl auch nie wieder richtig können. Früher waren Look und Preis ausschlaggebend, jetzt ist es Look und Herkunft. Je transparenter die Marke hinter dem Kleidungsstück, desto sympathischer finde ich sie.
Danke, liebe Kim, für das nette Interview. Wir wünschen dir noch ganz viel Spaß und Erfolg bei deinem Projekt.
Übrigens sucht Kim im Moment ein Kleid für ihre Abschlussfeier. Wir empfehlen ihr dafür ein Kleid aus der neuen Kollektion vom spanischen Eco Fashion Label CUS.
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