Fashion Interviews

Let’s go for lunch mit Justine von justinekeptcalmandwentvegan

13. Juni 2017

Wir sind schon lange ein bisschen verknallt in Justine und schauen gerne auf ihrem Blog justinekeptcalmandwentvegan vorbei, um uns von ihren Fair Fashion Outfits oder köstlich veganen Food Posts inspirieren zu lassen. Die Freude war groß, als wir die Bloggerin vor kurzem zum Mittagessen in der Simply Raw Vegan Bakery in Wien treffen durften.

glore: Liebe Justine, wir sind große Fans von deinem Blog! Was wir uns immer fragen, wie ist es dazu gekommen, dass du Veganerin geworden bist? Hat es dich beeinflusst, wo du herkommst oder gab es einen Schlüsselmoment?

Justine: Als ich neun oder zehn war, war ich auf dem Weltretter-Tripp, ich hatte immer eine Ausrüstung dabei, um kleine Käfer zu retten. Zur gleichen Zeit habe ich in einer Zeitschrift gesehen, dass Pferde für Pferdesalami geschlachtet werden. Im Artikel waren schreckliche Fotos abgedruckt. Dann hab ich mir gedacht, das passiert mit allen Tieren und ich war entsetzt! Gleich am nächsten Tag hab ich zwei Würstchen gegessen, aber dann bin ich Vegetarierin geworden.
Das war für meine Familie anfangs schwierig. Meine Oma hat versucht mir Fleisch unterzujubeln oder zumindest Fleischbrühe, aber irgendwann haben sie es akzeptiert. Vegan konnte ich mir allerdings nicht vorstellen. Ich konnte mir nicht vorstellen, was man als Veganerin  noch essen kann. Doch dann wurde meine Schwester, die eigentlich eine „Fleischfresserin“ war, von heute auf morgen vegan, weil sie Dokus über Massentierhaltug und Tierversuche angeschaut hat. Dieser krasse Umstieg kam mir total verrückt vor! Alle in meiner Familie fanden das merkwürdig. Und dann hat sie uns diese Dokus gezeigt. Als wir Earthlings angeschaut haben, konnte ich den Film nicht fertig schauen, weil ich nur noch weinen konnte. Und dann ging es nicht mehr anders. Mein Freund Alex und ich haben unseren Lebensstil komplett umgestellt und sind Veganer geworden. Das war vor 3 Jahren.

glore: Viele, die vegan werden, machen ja die Erfahrung, dass die Familie erst mal skeptisch reagiert. Wie war das mit deiner Familie?

Justine: Meine Mutter ist gemeinsam mit uns Veganerin geworden. Und meine Großeltern, die waren kurz – ich will nicht sagen entsetzt, aber sie haben schon gedacht: sind die jetzt verrückt geworden?! Es hat ein paar Wochen gedauert und dann hat es sich eingependelt. Mein Opa ist zwar immer mal wieder mit Zeitungsartikeln angekommen, warum vegan ungesund ist, aber egal ob man Veganer ist oder nicht, wenn man sich ungesund ernährt wird man krank. Meine Oma hat ein veganes Backbuch gekauft und backt uns jetzt immer Cupcakes, wenn wir kommen! Aber es hat gedauert.

glore: Hast du auch im Kleiderschrank von heute auf morgen einen klaren Cut gemacht?

Justine: Ja. Gleichzeitig mit der Ernährung habe ich auch entschieden, dass ich nur noch vegane Kleidung haben möchte. In Earthlings wird auch das Lederthema stark behandelt. Das konnte ich nicht abgrenzen, obwohl ich am Liebsten die Augen davor verschlossen hätte. Ich habe meine Daunenjacke mit Pelz und meine Ledertaschen verkauft. Nur meine Lederschuhe habe ich behalten. Schuhe kauft man ja nicht so gerne Second Hand und ich dachte mir, bevor sie nicht weitergetragen werden, trage ich sie auf.

glore: Wie kam es dann zu deinem Blog?

Justine: Ich hätte mir diesen Blog so sehr selbst gewünscht, als ich vegan wurde. Einfach nur ein paar Infos zu veganen und fairen Labels, das wäre sehr praktisch gewesen! Und deshalb habe ich es einfach selbst gemacht. Alex kam dann mit dem Spruch „she kept calm and went vegan“. Ich wollte aber auch meinen eigenen Namen im Titel haben, damit der Wiedererkennungswert größer ist. Und damit wurde es justinekeptcalmandwentvegan.

glore: Jede Fashion Bloggerin hat ihren eigenen Style – wie würdest du deinen beschreiben?

Justine: Eine schwierige Frage! Ich muss mich immer wohlfühlen und es sollte auf jeden Fall bequem sein. Auch wenn ich eine enge Jeans anhabe, trage ich nie ein enges Shirt dazu. Irgendein „Schlabberteil“ ist immer dabei, sowie etwas, das das Outfit besonders macht. Zum Beispiel Schmuck. Es is das Wichtigste, dass ich mich wohl fühle, aber ich würde nie in Jogginghose rausgehen. Ich würde meinen Stil als lässig und cool bezeichnen und manchmal auch elegant. Hohe Schuhe ziehe ich sehr selten an. Meist trage ich Sneakers mit Plateau oder Sandalen.

glore: Wieviel Zeit brauchst du, um ein Outfit zusammenzustellen?

Justine: Ich bin wirklich eine langweilige Fashion Bloggerin. Ich ziehe eigentlich jeden Tag das gleiche an! Zum Beispiel eine Stoffhose von Armedangels, ein weißes Shirt und eine kurze Bomberjacke. Diese  Kombi ist so einfach! Da greife ich kurz in den Schrank – ich habe mehrere weiße Shirts. Und Sneakers dazu. Oder genau das gleiche ohne Bomberjacke dafür mit einem Cardigan. Oder statt der Hose eine High Waist Jeans. Jacken lassen sich gut variieren, Hosen oder Shirts habe ich nur wenige . Im Sommer bin ich meistens mit Kleid und Flip Flops oder Sandalen unterwegs. Was ich an warmen Tagen auch gerne trage, ist ein flattriges Shirt, kombiniert mit einer Boyfriend Jeans. Ich brauche also im Alltag relativ kurz um ein Outfit auszuwählen.

glore: Viele fragen sich, wie der Alltag einer Bloggerin gestaltet ist. Wie schaut für dich ein typischer Tag aus?

Justine: Zuerst beantworte ich E-Mails und Interviewanfragen. Das nimmt wirklich viel Zeit in Anspruch. Dann bearbeite ich Fotos. Das sind die Dinge, die ich jeden Tag mache. An manchen Tagen habe ich auch Outfit-Shootings, das mache ich mit Alex zusammen. Alleine das Shooting dauert mindestens eine Stunde. Vorher muss ich natürlich die Location spotten. Manchmal fahren wir auch hin und dann ist das Licht komisch, die Sonne kommt von der falschen Seite oder es stehen Autos an der falschen Stelle, dann müssen wir eine neue Location suchen. Und dann geht’s von vorne los. An manchen  Tagen bin ich auch auf Blogger Events oder habe Termine, wie mit euch. Natürlich gehört das Artikel schreiben dazu und ich muss mir überlegen, wann welcher Artikel online geht.

Außer mit Mode beschäftige ich mich auch viel mit Kochen und stelle immer wieder Rezepte online. Dafür brauche ich natürlich auch Fotos. Die Food-Fotografie braucht auch viel Zeit. Ich bin super pingelig. Die Rezepte zu kreieren fällt mir dagegen sehr leicht.  Aber das dann auch so umzusetzen, dass es schön ausschaut, ist manchmal schwierig. Es kommt vor, dass ich einen ganzen Tag Food Fotos von zwei Rezepten mache und am Ende geht nur eines online. Früher habe ich immer nur eines pro Tag gemacht, aber die Küche ist dann schon so chaotisch…ich trage immer alles zu uns auf den Balkon und baue dort alles zum Fotografieren auf, dafür habe ich alte Türen und solche Dinge. Das ist dann sowieso schon so ein Chaos, da lohnt es sich gleich mehrere Rezepte gleichzeitig zu machen. Wenn eines schief geht, ist es nicht ganz so schlimm. Wenn ich aber den ganzen Vormittag damit verbracht habe, einkaufen zu gehen, zu kochen, Fotos zu machen, sie dann noch ewig lange bearbeite und dann feststelle, dass es mir doch nicht so gut gefällt – vor allem im Winter ist es schon früh dunkel und dann kann ich keine Fotos mehr machen, dann denke ich mir manchmal, oh mein Gott, was hab ich nur den ganzen Tag getan!

glore: Wow, das hört sich nach einem straffen Zeitplan an. Kannst du denn auch von deinem Blog leben?

Justine: Ich arbeite nebenbei noch zehn Stunden pro Woche. Ganz davon leben kann ich nicht und wenn ich nicht mit Alex zusammen wohnen würde, würde es gar nicht gehen. Seit diesem Jahr verdiene ich aber endlich regelmäßig Geld, wofür ich sehr dankbar bin. Die ersten eineinhalb Jahre habe ich so gut wie gar nichts verdient. Da muss man durch, das ist wirklich ein langwieriger Prozess.

glore: Immer online zu sein und die Jagd nach Likes kann auf Dauer auch ganz schön stressig sein. Wie ergeht es dir damit?

Justine: Anfangs war ich mega gestresst, wenn ich einen Tag nichts zum Posten hatte. Vor allem, wenn ich sehe, dass sich andere Blogger Likes und Follower kaufen. Ich erarbeite mir meine Community hart, denn am Ende bringen gekaufte Follower sowieso nichts. Generell habe ich mir schon immer zu viel Stress gemacht. Ich bin aber dabei, die Sache anders anzugehen. Wenn es nicht geht oder ich eine Woche nichts poste, dann versuche ich das nicht so eng zu sehen. Meine Seite ist letzte Woche viermal über mehrere Stunden nicht erreichbar gewesen. Vor eineinhalb Jahren war das schon einmal der Fall, da bin ich fast ausgeflippt! Aber letzte Woche war ich ziemlich entspannt.

glore: Hast du denn bestimmte Techniken, mit denen du entspannst?

Justine: Ja, ich mache  regelmäßig eine Klopfübung, die hat mir meine Kinesiologin gezeigt hat. Sie löst Blockaden und Ängste.

glore: Auch negative Kommentare oder Shit Storms gehören zu Berufsalltag einer Bloggerin. Wie gehst du damit um?

Justine: Das hat Maddie von DariaDaria auch schon viel thematisiert. Auch wenn ich jetzt nicht so bekannt bin wie sie, aber auch ich merke, dass die Leute manchmal frech und unverschämt werden, weil sie dich nicht als Menschen wahrnehmen. Sie würden dir das nie so ins Gesicht sagen, aber sie nehmen dich nicht als Person wahr, die verletzt werden könnte. Das ist wirklich ein Problem. Manche sind so voller Vorurteile und voller Hass und müssen es irgendwo rauslassen. Als Blogger ist man auch eine Projektionsfläche, an der die Menschen ihre Emotionen abladen. Aber ich hab wirklich tolle Leser und selten Anfeindungen.

glore: Im glore HQ machen wir öfter kleine Challenges, wie zum Beispiel einen zuckerfreien Monat. Auf deinem Blog haben wir entdeckt, dass du ohne Zucker kochst. Bist du sehr konsequent?

Justine: Ja, zuhause benutze ich keinen raffinierten Zucker. Außer an Weihnachten! Oder ich habe einen kleine Ausraster und esse fünf Packungen Neapolitaner hintereinander. Das passiert etwa zwei Mal im Jahr. Und dann ist mir schlecht. Aber sonst wirklich immer. Wenn ich unterwegs bin, mache ich manchmal Ausnahmen. Es ist für mich wichtig, dass ich mich damit nicht so stresse und auch mal etwas ungesundes esse. Ich finde zuhause ist es so einfach sich gesund zu ernähren, da kommt für mich nichts anderes in Frage.

glore: Welches ist dein momentanes Lieblingsrezept?

Justine: Vielleicht habt ihr die Brownies auf meinem Blog gesehen, die sind seh lecker und reichhaltig, da sie vor allem aus Datteln, Süßkartoffeln und Apfelmus bestehen. Wenn ich sie backe, dann reichen sie bei uns zuhause auch nur ein bis maximal zwei Tage! Ich würde sie gerne jeden Tag essen, aber keiner backt sie für mich…
Außerdem mag ich alle Variationen von Gemüse-Slidern. Die sind ganz einfach: Aufschneiden und grillen oder im Ofen backen, das liebe ich sehr. Es geht schnell, ist frisch und super lecker. Dazu gibts eine Creme zum Dippen!

glore: Essen, Klamotten, jetzt fehlt uns nur noch die Kosmetik. Hast du eine vegan Beautywunderwaffe, die du uns empfehlen kannst?

Justine: Ich verwende sehr gerne das Haaröl von o’right für meine Haarspitzen. Für meine Lippen habe ich zwei Favoriten: Einmal die Lippbalms von Weleda in rosé und dann gibt es noch einen Lipglazer von Little Rabbit, die halten sehr lange und sind toll. Zum Duschen mag ich das Citrus Duschgel von Weleda und die Bodylotion Madame Inge von i+m mag ich sehr gerne.

glore: Hast du auch ein Lieblings-Öko-Deo?

Justine: Oh, Deo ist ein lustiges Thema! Ein richtig gutes Öko-Deo zu finden ist wirklich nicht leicht. Aber Aluminium Deos sollte man auf keinen Fall verwenden. Anfangs habe ich einen Monat lang verschiedene Naturkosmetik-Deos getestet. Und mich dabei so unwohl gefühlt. Dann bin ich wieder auf konventionelle aluminiumfreie Deos umgestiegen. Ich weiß, nicht perfekt, aber zu der Zeit gab es für mich keine andere Lösung. Vor kurzem war ich jedoch auf einem Weleda Event. Dort wurden neue Deo-Roll-Ons präsentiert. Ich teste sie jetzt seit zwei Monaten und sie sind wirklich gut. Ich bin so froh!

glore: Wie geht es mit deinem Blog weiter, hast du bestimmte Projekte oder Ziele für die nächste Zeit?

Justine: Momentan bin ich auf einem Selbstfindungs-Trip und will mir nicht so viele Dinge vornehmen. Ich hatte angefangen ein Buch zu schreiben und ein weiteres zusammen mit Alex. Solche Projekte sind ein bisschen auf der Strecke geblieben. Ich nehme mir generell immer zu viel vor, aber der Blog beansprucht mich schon sehr. Ich will auch keine halben Sachen machen. Aber das Buch steht fest auf meinem Plan. Ich würde aber auch gerne eine Kollektion mit einem Label erarbeiten, das würde ich mir wünschen.

Zudem würde ich gerne mit Alex  ein eigenes Restaurant eröffnen – eigentlich eine Spinnerei – wir haben sehr viele Ideen. Da wir selbst sehr gerne essen gehen, haben wir mittlerweile eine sehr genaue Vorstellung, wie ein Restaurant sein soll. Ich glaube das könnten wir ganz gut. Auch das ist fix auf meiner Lebensliste, aber es liegt noch weit in der Ferne.

Ich möchte aber generell nicht mehr so viel vorplanen, denn ich bin mir sicher, dass die richtigen Dinge geschehen. Meinen Blog habe ich auch nicht vorgeplant, sondern er ist mir einfach so passiert. Und der er ist die perfekte Vorbereitung für vieles!

glore: Tausend Dank für das tolle Interview, liebe Justine!

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