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Fashion Week Rückblick und Trendvorschau – So wird die Saison Spring/Summer 2018

12. Juli 2017

Kinderkinder, es tut sich so einiges in der Berliner Modeszene – das war uns bereits klar, bevor wir vergangenen Montag die Reise in die Hauptstadt antraten, um uns ein Bild von den Frühjahr/Sommerkollektionen 2018 zu verschaffen. Noch vor Messestart gab der Großsponsor Mercedes Benz bekannt, dass er die Zusammenarbeit mit IMB, dem Hauptveranstalter der internationalen Modemessen, nicht weiter fortführen werde. Ab 2018 wird die Messe offiziell also nur noch Berlin Fashion Week heißen – ohne den vorangestellten Namen des Stuttgarter Autoherstellers. Nach 10 Jahren der Zusammenarbeit bedeutet dies einen Umbruch, der Berliner Modeszene zu neuem Auftrieb verhelfen könnte. Denn künftig will man verstärkt auf die Förderung von jungen Modetalenten setzten und zwar in einem Rahmen, der dem Herzen der Hauptstadt mehr entspricht, als das glamouröse Image, das bisher mäßig erfolgreich aufrechterhalten wurde, um mit Paris, Mailand und New York mitzuhalten. Eine Entwicklung, die sicherlich viele Insider begrüßen dürften, denn schon seit einigen Saisons werden kritische Stimmen laut, die behaupten, Berlin hätte seinen Anschluss an die internationalen Modemetropolen trotz sämtlicher Anstrengungen bereits verloren. Eine These, die man im Bereich der konventionellen Mode durchaus diskutieren kann.

Anders jedoch sieht es im Segment Ethical Fashion aus. Denn wenn es um ökologisch und fair produzierte Mode geht, ist die Berliner Modewoche anderen internationalen Formaten einen ganzen Schritt voraus. Weder in London noch Paris findet man nennenswerte Messen für nachhaltige Mode, daher präsentieren sich neben nationalen Marken inzwischen auch die meisten internationalen Fair Fashion Brands in Berlin – sehr zur Freude von uns glories! Den passenden Rahmen dafür bieten vor allem die beiden grünen Messen Ethical Fashion Show und Greenshowroom. Bis Anfang des Jahres fanden diese auf dem Gelände des alten Postbahnhofs am Ostbahnof statt, doch nun reichte der Platz für die inzwischen 180 Labels nicht mehr aus (welch schöner Indikator dafür, dass sowohl die Nachfrage als auch das Angebot an Mode mit ethischem und ästhetischem Anspruch weiterhin steigen!). Die Veranstalter machten daher die Shedhalle im Berliner Funkhaus zum neuen Austragungsort. Viel zu nörgeln gab es bereits im Vorfeld angesichts dieser Standortwahl, denn die Lage ist alles andere als zentral und wer wie wir auch auf anderen Messen unterwegs ist, muss sowieso schon einiges an Zeit einplanen, um von einer Location zur nächsten zu pendeln. Trotzdem kommen wir nicht umhin, den Standortwechsel des grünen Messeduos für gut zu befinden. Dies ist nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass das neue Gelände direkt an der Spree gelegen ist und die am Ufer aufgestellten Hängematten und Sitzsäcke zum Netzwerken in entspannter Athmosphäre einluden. Auch die Räumlichkeiten im Inneren wirken offener und einladender, sie bieten den Labels ein Mehr an Inszenierungs- und Entfaltungsmöglichkeiten. Für die Ethical Fashion Show mit ihren 140 Ausstellern brachte die neue Location auch eine neue Segmentierung in die Bereiche Urbanvibe, Craft, Individual, Kids und Mencasual mit sich. Im Greenshowroom präsentierten 40 High-Fashion- und Contemporary-Labels ihre Kollektionen, darunter Jan‘n June und CUS.

Sinngemäß lag der Schwerpunkt unseres Berlinbesuchs auch dieses Mal auf den grünen Messen, doch auch auf der Seek sammelten wir wieder jede Menge modische Eindrücke in den Bereichen Street- und Urbanwear, Sneakers und Denims. Ebenso lieferte uns die Premium-Messe erneut spannende Einblicke, was die Trends und Keypieces der kommenden Frühjahr/Sommersaison betrifft. Die Ergebnisse unserer Trend-Recherche möchten wir auch dieses Mal mit euch teilen, daher folgt nun aus fast schon altbewährter Tradition unsere exklusive Fashion-Preview für die Saison Spring/Summer 2018.

Themen

Work- und Utilitywear liefern neue Impulse und werden zum Topthema für das Frühjahr 2018. Der Workwear-Look arbeitet mit aufgesetzten Taschen in Patten-und Blasebalkform, diese finden sich verstärkt auf Cargopants, Hemden, Blusen oder Jeansjacken. Military-Anklänge sind allgegenwärtig, bei den Damen feminin übersetzt durch Ornamente oder Tunnelzüge, die Taille schaffen. Fieldjackets und Hemdenjacken werden zu Keypieces.

  

Der Mega-Trend Athleisure ist bereits zu einer modischen Konstante geworden und begleitet uns auch weiterhin, denn er schafft eine spannende Symbiose aus Fashion, Funktionalität und Komfort. Wer möchte schon auf diese unschlagbare Kombination verzichten? Trotzdem wird der Trend immer wieder neu inszeniert. Im Frühjahr 2018 wird er in der Womenswear noch femininer umgesetzt zum Beispiel durch die Kombination mit Plissee oder Seide. In der Menswear wird Athleisure vor allem durch Einflüsse des Preppy-Styles neu interpretiert. College-Looks werden sowohl durch Retro-Sports als auch futuristische Athleisure-Anklänge aufgemischt.

  

Farben

„Das sind ja Farben wie in der Eisdiele!“ schoss es uns in den Kopf, als wir durch die Messehallen schlenderten und uns von sämtlichen Ständen her immer wieder Pistaziengrün, Zitronengelb, Erdbeerrosa und leuchtendes Himmelblau anlachten. Gerade in Kombination sorgen diese Töne für eine neue Sommerfrische mit Gute-Laune-Faktor.

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Vor allem in der Herrenmode setzt Rosa moderne Impulse und wirkt auf urbanen Styles fast schon rebellisch. So auch beim dänischen Eco Fashion Label Knowledge Cotton Apparel, dessen neue Kollektion herrlich erfrischend wirkt. Sie überrascht mit leuchtendem Kobaltblau, Rosa und frischen Grüntönen. Es scheint, als habe der dänische Menswear-Hersteller mal eben eine ordentliche Verjüngungskur vollzogen. Wir begrüßen den frischen Wind im Hause KCA und weil Gendern mit Farben sowieso doof ist, freuen wir uns auch auf den Sommer 2018 wenn es heißt: Rosa für Alle!

Einen Kontrast zu den hellen und frischen Farbnuancen setzten gedeckte, dunklere Töne. Allen voran Khaki und Olive. Rot reicht von Terracotta über Ziegelstein bis hin zu Koralle und tritt vermehrt mit pulsierendem Pink auf. Gepaart mit warmen Brauntönen erinnern Ocker und Senf an die Farbwelten Afrikas. Beige bringt Ruhe ins Farbenspiel und wird häufig mit Offwhite kombiniert für einen cleanen, minimalistischen Look.

           

Silhouetten

Die Einflüsse aus den 90ern halten an und prägen auch das modische Erscheinungsbild der Saison SS18. Ein wichtiges Thema sind XXL-Hoodies und -Sweater also extra weit und extra lang mit überdimensionalen Kapuzen. Auch außerhalb der Urban- und Streetwear hat Volumen Hochkonjunktur. Oben und unten weit könnte man als eine der zentralen Stylingformeln für das nächste Jahr beschreiben. In der DOB werden weite Hosen, gerne auch mit Paperbag-Bund, zu Oberteilen kombiniert, die durch voluminöse Ärmel in Trompetenform oder mit Volants geschmückt bestechen. Bei den Herren der Schöpfung setzen sich Kurzarm-Hemden als Freizeitbekleidung immer stärker durch. Im Sommer 2018 heißt es erneut: Zeigt her eure Knöchel! Verkürzte Hosenlängen bleiben, auch in der Menswear sind gecroppte Denims nun angekommen. Chinos werden ebenfalls gekrempelt, um sie auf Knöchellänge zu bringen und ihnen zu einem moderneren Look zu verleihen. Midi-Längen sind auch bei Röcken und Kleidern immernoch wichtig.

In der Womenswear schaffen schmale Silhouetten auf Rippstrick-Qualitäten einen Kontrast zu den Loose-Fit-Formen. Köperbetonende Schlauchkleider in Midi-Länge und mit feinem Längsripp stehen ebenso hoch im Kurs wie gerippte kurzarm Shirts mit Stehkragen oder Rollneck, unter anderem gesehen beim Eco Fashion Label Signe aus Dänemark. Neben Knöcheln haben auch die Schultern im nächsten Sommer wieder ihren großen Auftritt: Off-Shoulder- und One-Shoulder-Tops bleiben Keypieces bei den Damen.

 

Dessins

Wenn es um Muster geht, spielen Camouflage-Prints im Frühjahr 2018 eine tragende Rolle, häufig jedoch in abgeschwächter Form oder farblich neu inszeniert, wie bei Veja oder Kowtow.

    

Prints werden lauter und plakativer. Beliebte Motive liefern Flora und Fauna aus heimischen Gefilden oder exotischen Welten. Tropische Anklänge finden sich in Form von Palmen und Blättern, unter anderem gesehen bei Jan ’n June. Bei den Herren sind derartige Dessins zunehmend auf Kurzarmhemden zu finden und verhelfen somit dem Hawaiihemd zu einem Comeback.

    

Streifen gehören ebenfalls du den Aufsteigern – in allen Breiten von Nadel bis Block, gerne auch gemixt und multicolor.

  

Auch Schrift zieht – ob als Logo oder politische Botschaft. Bei Dedicated und Armedangels werden Statements gesetzt und Shirtträger so zu Bekennern.

    

Dekoration

Die Womenswear zeigt sich auch im Frühjahr 2018 extrem geschmückt, allerdings treten dekorative Elemente nun weniger dominant auf, sondern fügen sich harmonischer in das Gesamtbild ein. Rüschen und Volants werden fließender, zarter und filigraner in Material und Form. Strickereien lösen Patches zunehmend ab und zeigen sich als Ornamente auf Blousons und Sakkos nun auch in der Menswear. Passend zum aufkommenden Workwear-Look werden Blasebalk-und Pattentaschen zu zentralen Elementen auf Hosen, Blusen und Jacken. Einflüsse aus fernen Kulturen zeigen sich durch Fransen, Quasten oder Bommel und verleihen der Womenswear einen Hauch Folklore. In der DOB weiterhin hoch im Kurs stehen Bindeelemente. An Blusen werden Manchetten geschnürt, Ärmelsäume geknotet, Gürtel gewickelt oder zu Schleifen gebunden.

          

Fazit

Die Berlin Fashion Week hat unsere Vorfreude auf einen Sommer 2018 geweckt, in dem wir bunte Eiscremefarben endlich nicht mehr nur in der Waffel, sondern auch am Körper tragen werden! Doch noch größer ist die Freude darüber, dass sich die nachhaltige Bekleidung von Saison zu Saison immer mehr in Richtung Eco Fashion entwickelt – was uns der Besuch der Berliner Fashion Week erneut vor Augen geführt hat. Und jeder Schritt auf diesem Weg bedeutet einen weiteren Meilenstein, denn bei all dem Modezirkus und Bohei um neue Trends und Keypieces, darf nicht vergessen werden, dass die Textilproduktion noch immer zu den schmutzigsten Industrien der Welt gehört. Danke, dass ihr an dieser Tatsache gemeinsam mit uns etwas ändern wollt!

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