Vergangene Woche war es wieder so weit: Berlin rief und das Modevolk kam, zur Fashion Week natürlich. Und auch wir ließen es uns nicht nehmen die Metropole an der Spree erneut zu besuchen, um euch nun von den Trends für die Saison Herbst/Winter 2017 und von neuen Sternen am Eco Fashion Firmament zu berichten.
Nach inzwischen doch so einigen Fashion Week Besuchen hat sich bei uns glories bereits eine bewährte Routine eingespielt, zumindest was die Reihenfolge der Messebesuche betrifft. Ganz im Sinne dieser Tradition war auch dieses Jahr wieder die Seek am Dienstag unsere erste Station in Berlin. Etwa 250 Labels, darunter vorwiegend junge und urbane Menswear-Marken, stellten ihre Kollektionen auf der Messe in der Arena Berlin zur Schau. Wie immer befanden sich auch einige grüne Labels unter den Ausstellern wie K.O.I., Veja oder Kavat.
Von erzählenden Prints und Applikationen
Unseren ersten Stop legten wir allerdings am Stand von Knowledge Cotton Apparel ein. „Wind Hunters“ lautet der Kampagnenname für die kommende Herbst-/Winterkollektion der Dänen und Area Salesmanager Thomas erklärte uns prompt, wo der Name herrührt: „Unser Ziel ist es, 20% der Herbst-/Winterkollektion 2017 in Betrieben fertigen zu lassen, die ausschließlich mit Wind-Energie produzieren.“ Dass es das Label ernst meint mit den CO2-Einsparungen und sich nicht wie ein Fähnchen im Wind dreht wird klar, wenn man hört, dass die gesamte Produktions- und Vertriebskette von Knowledge Cotton Apparel bis zum Jahr 2025 CO2-neutral sein soll. Das Thema Windkraft spiegelt sich auch in Form von sogenannten „Conversational Prints“ in der Kollektion wieder. Charakteristisch für diese Art von Prints ist ihre Bildsprache. Die ausdrucksstarken Drucke bestehen aus mehreren kleinen Motiven und erzählen auf humorvolle Weise ihre Geschichte. Mögliche Motive sind sämtliche Dinge des Alltags: Menschliche Figuren, Fahrräder, kleine Regenschirme oder Mini-Lippenstifte. Die Bildsprache ist jung und witzig aber keinesfalls kindisch. Bei Knowledge Cotton Apparel sind es Wind- und Wetter- Motive, mal stilisiert mal comicartig. Farbenfroh oder uni tummeln sie sich auf Sweats, Shirts und sogar klassischen Oxford-Hemden. Auch bei den Jacken des dänischen Menswear-Spezialisten spielt das Thema Wind eine Rolle, allerdings eher in punkto Funktionalität. Windbraker und Funktionsjacken aus recycelten PET-Flaschen sind ebenso Key-Pieces der Kollektion.
Neben Prints kristallisieren sich Stickereien als wichtiges Mode-Thema heraus. Sie sind häufig in Form von kleinen Motiven dafür aber Allover zu finden. Auch aufgenähte Badges bleiben präsent, es scheint die Devise zu gelten: Hauptsache viel, Hauptsache dekorativ.
Ärmel-Parade
Nicht neu am Markt aber eine Neuentdeckung für uns und zum ersten Mal auf der Seek – das neuseeländische Eco Fashion Label Kowtow, dessen Messestand wir natürlich nicht unbeachtet ließen. Die Kleidungsstücke aus feinster Bio-Baumwollen glänzen durch ihre hochwertige Verarbeitung und fallen ebenso durch eine außergewöhnliche Schnittführung auf. Oversized-Cuts par excellence, minimalistisch und zugleich detailverliebt wie die schlichte, weiße Bluse mit Raffungen am Arm als Highlight. Nicht nur bei Kowtow bekommt der Ärmel endlich Aufmerksamkeit geschenkt, er tritt auch bei anderen Herstellern aus dem Schattendasein. Die neuen Ärmel sind gerafft (Kowtow), geschlitzt (Jan ’n June), kommen in Trompeten- oder Volant-Form daher (Lanius). Für den Herbst-/Winter 17 notieren wir also: All eyes on Ärmel!
The Cord-Comeback
Der Messe-Mittwoch begann für uns mit einem Termin im Showroom des italienischen Denim-Brands Haikure. Neben italienischem Schneiderhandwerk hat das Label progressive Designs im Gepäck. Haikure steht für Contemporary Fashion, die mit individuellen Looks überrascht. Uns haben es vor allem die Jeans und Hosen aus Bio-Baumwolle und recycelten Materialien angetan (Einige Hosenstyles der aktuellen Haikure Frühjahr-/Sommerkollektion findet ihr übrigens schon bald bei uns im Shop!). Selbstverständlich haben wir es uns nicht nehmen lassen jeden einzelnen Fit anzuprobieren, um Passform und Tragekomfort auf Herz und Nieren zu testen! Schnell war klar, dass neben den gecroppten Jeans mit geradem, weitem Bein die butterweichen Breitkord-Hosen zu unseren absoluten favourites zählen. Viel zu lange war Kord in der Versenkung verschwunden, wurde ausschließlich mit Langeweile und Spießigkeit assoziiert. Nun erscheint das Gewebe mit den samtweichen Längsrippen endlich wieder auf dem Radar der Designer und Labels. Neue Farben und Formen brechen das angestaubte Image des Materials auf. Modern und cool wirkt Kord vor allem im Material-Mix zum Beispiel mit edel glänzendem Satin oder schimmerndem Pannesamt. Es lebe der Kord!
Asiatische Ästhetik und Urban Utility
Und weiter ging es zur Premium – rund 1800 Kollektionen von internationalen Labels, darunter Armedangels, Wunderwerk und Les Racines du Ciel, können auf der Messe gesichtet werden. Der Schwerpunkt liegt der Messe liegt auf Advanced Contemporary Fashion. Am Stand von Armedangels wurden wir herzlich von Sales Managerin Kerstin empfangen, die uns durch die Kollektion führte. Je zwei Themen in der Damen- und Herrenkollektion des Kölner Labels geben die modische Richtung für den Herbst/Winter 2017 vor.
Die Damenkollektion ist zum Einen durch asiatische Einflüsse geprägt. Konkret heißt das: Stehkrägen, Ärmel im Kimono-Stil, Ginkgo-Motive – heruntergebrochen auf ein verträgliches Alltagsniveau. Aufgelockert wird der feminine Look durch authentische Work Wear Styles. Denim spielt dabei eine tragende Rolle. Freuen dürfen wir uns auf neue Formen wie Denim-Culottes oder Mom-Jeans. „Urban Collector“ lautet Damen-Thema No.2. Hier treffen klassische und verspielte Formen auf Muster im Retro-Look. Der Vintage-Look wird mit urbanen Einflüssen vermixt, um Spannung zu erzeugen. Wichtige Farben sind Bordeaux-, Petrol- und Currytöne. „Wir wollen mit der Kollektion in eine neue Richtung gehen, weniger süß, mehr feminin“, erklärte uns Kerstin.
Bei den Herren der Schöpfung geben die beiden Themen „East meets West“ und „Urban Utility“ den modischen Ton an. East meets West – das beutet bei Armedangels so viel wie japanischer Streetstyle at its best! Wie in der DOB machen sich auch hier asiatische Einflüsse durch Bonsai-, Ginkgo- und japanische Gras-Prints bemerkbar. Kombiniert mit Klassikern aus dem Work Wear Bereich wird der Style urbaner, cooler und tragbarer. Das Thema „Urban Utility“ wird durch Taschen im Military Stil, konisch zulaufende Cargo-Pants und Military Patterns umgesetzt. In Anlehnung an die 90er Jahre werden die Looks mit locker geschnittenen Parkas und grob gestrickten Woll-Styles kombiniert.
Grün grün grün sind alle unsere Kleider
Unerlässlich ist für uns natürlich ein Besuch auf den grünen Modemessen Ethical Fashion Show und Green Showroom, der am Donnerstag auf dem Plan stand. 160 Labels präsentieren ihre Kollektionen auf dem Messegelände am Ostbahnhof. Während der Green Showroom inzwischen eindrücklich beweist, dass sich Slow Fashion nicht hinter konventioneller Mode verstecken muss, arbeitet die Ethical Fashion Show leider noch immer hart daran, das Image von Öko-Mode in langweiligen Naturtönen und unförmigen Schnitten aufrechtzuerhalten.
Im Greenshowroom zeigte sich Lanius von seiner besten Seite. Das Kölner Womenswear Label macht im kommenden Herbst/Winter gemeinsame Sache mit dem Allgäuer Strumpfhersteller Kunert. Farblich abgestimmt auf die Mäntel der Kollektion wird es passende Strumpfhosen in den Tönen Off-White, Black, Night Blue, Cinammon, Kupfer und Smaragd geben. Die Farben wurden von Designerin Claudia Lanius kreiert. Hergestellt werden die Feinstrümpfe aus der regenerativen Econyl-Faser, die aus Abfallmaterialien wie Fischernetzen gewonnen wird. Darüber hinaus glänzte die Kollektion durch Hosen mit schmaler Silhouette dekoriert mit seitlichen Galonstreifen, Strick mit dynamischen Colourblockings und lässigen Cord-Pieces. Die Kombination aus Schwarz und Beige ist dabei tonangebend.
Mit vielen neuen Eindrücken in den Köpfen haben wir am Donnerstagabend die Heimreise angetreten. Unsere Aufgabe in den nächsten Wochen wird es nun sein, für euch die tollsten Teile aus jeder Kollektion ausfindig zu machen. Und dann blicken wir gespannt in die Saison Fall/Winter 17. Doch bevor der nächste Winter kommt, darf es gerne erstmal Sommer werden!
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