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Not for Sale im Interview: It’s ok to fail – but fail fast!

28. August 2017

Ecofashion, people & stories, der Claim des glore Magazins. Unter dieser Überschrift könnte man auch das Gespräch mit David Batstone verbuchen, der uns in unserem Headquarter in Nürnberg besucht hat. Am Tag davor war der Gründer von NOT FOR SALE noch in Paris, danach direkt Stockholm, wir standen im Terminkalender des viel beschäftigten Mannes. Als bislang einziger europäischer Onlineshop der Z-Shoes vertreibt, hat er uns persönlich von der Entstehungsgeschichte von Z-Shoes und der damit verknüpften NGO NOT FOR SALE erzählt. Den Kern des Gesprächs haben wir für euch zusammengefasst.

glore: Im alltäglichen Leben in der westlichen Welt gibt es erstmal wenige Berührungspunkte mit Menschenhandel. Wie bist du auf das Thema gekommen? Was hat dazu geführt, dass du die Non-Profit-Organisation NOT FOR SALE gegründet hast?

David: Mein Lieblingsrestaurant in San Francisco hat über 500 Teenager aus Indien geholt und sie in der Küche und auf dem Feld arbeiten lassen. Dass sich sowas direkt vor der eigenen Haustür abspielt, hat mir sehr zu denken gegeben. Ich habe angefangen nachzuforschen und immer mehr Fälle in den USA gefunden. Frauen aus Thailand, die in Fabriken in L.A. schlafen müssen, Bars in Houston, in denen sich Mädchen anbieten müssen.
Damals hatte ich zwei Jobs, als Theologieprofessor an der Universität in San Francisco und als Tech-Investor im Silicon Valley. Ich habe mir ein Jahr Auszeit genommen, um den Pfad des Menschenhandels zu verfolgen und die Ursachen vom Menschenhandel zu identifizieren. In Thailand habe ich eine sehr heroische Frau getroffen. Kru Nam hatte 27 Kinder aus der Sexindustrie gerettet und mit ihnen zusammen in einfachsten Verhältnissen zusammen gelebt. Ich versprach ihr mit den Erlösen meines Buches, ein Haus zu bauen. Sie nahm mehr und mehr Kinder auf und da ich nicht der beste Schriftsteller bin, habe ich NOT FOR SALE gegründet, um langfristig helfen zu können. Heute ist aus dem einzelnen Haus in Nordthailand ein ganzes Dorf geworden und manche der ehemaligen, geretteten Kinder sind Uniabsolventen.

glore: Welche Erfahrungen nimmst du aus deiner Zeit als Silicon Valley Investor mit, die dir bei der Arbeit in einer NGO helfen?

David: In 5 Jahren haben wir Heime verstreut in der ganzen Welt aufgebaut und geholfen, wo wir konnten. Dann ist mir aufgefallen, dass wir einen komplett falschen Ansatz verfolgen. Als Silicon Valley Investor kombiniert man Kapital, die beste Technology und Talent. Non-Profit-Organisationen kombinieren Spenden, Secondhandcomputer und Freiwillige. Als NGO müssen wir aber diese Unternehmensdenkweise haben, um erfolgreich mit unserer Arbeit zu sein. Wir haben gute Arbeit geleistet, aber nicht das Problem am Ansatz bekämpft. Wenn wir diejenigen, die vom Menschenhandel gefährdet sind, wirtschaftlich einbinden und teilhaben lassen, nehmen wir dem Problem die Grundlage. Ich habe die besten Leute aus Wirtschaft und Marketing in einer Konferenz zusammengebracht und wollte das realisieren, was herauskommt, ganz egal was das sein wird. Ergebnis der Konferenz war ein gesundes Lifestylegetränk. Ich hatte aber keine Ahnung von Getränken. Als Non-Profit-Organisation würde man jetzt vielleicht auf die Idee kommen, den Cousin zu fragen, der gerne Limonade selber macht und schon ein bisschen herumexperimentiert hat. Als Unternehmen versucht man den besten zu finden. Also habe ich den Besten gefragt und ihm das gleiche geboten wie Coca Cola. Er hat mitgemacht und herausgekommen ist ein wirklich gutes Produkt. Alle Zutaten sind aus nachhaltigem und biologischem Anbau, die Bauern und die lokale Wirtschaft werden fair bezahlt, gleichzeitig werden Hilfsprojekte in Gesundheit und Bildung vorangetrieben. Die vielen talentierten Menschen, die bei der Entwicklung geholfen haben, haben gleichzeitig Investoren überzeugt, in uns zu investieren, REBBL ist heute sehr erfolgreich und macht nun das Marketing für NOT FOR SALE.

glore: Im Dezember 2016 habt ihr mit der Entwicklung von Z-Shoes begonnen. Von der Konzeptentwicklung bis zum fertigen Schuh habt ihr nur 6 Monate gebraucht. Wo siehst du die Gründe eures Erfolgs? Hast du Tipps für Gründer und allgemein?

David: DON’T WAIT FOR PERFECTION. IT’S OK TO FAIL BUT FAIL FAST. Wir lachen heute über unser erstes Schuh-Modell. In ein paar Monaten werden wir uns wieder fragen, warum wir unser jetziges Modell so cool fanden, denn es geht noch besser. Aber jeder Schritt ist wichtig, denn nur mit Ausprobieren und neuen Erfahrungen wird das Produkt immer besser. Du musst dich schnell weiterentwickeln, sonst fällst du zurück. Ich bin froh, dass ich euch nicht letzte Woche getroffen habe, denn damals war ich nicht so schlau wie heute. Nächste Woche werde ich mich hoffentlich wieder weiterentwickelt haben und mich fragen, warum ich in der vorigen Woche das alles noch nicht wissen konnte.
TELL YOUR STORY. Marketing ist wesentlich. Auch wenn dein Produkt zehn Mal besser ist als jedes andere, wenn es niemand weiß, kann das Produkt nicht erfolgreich sein.
COMPETE ON THE LEVEL OF FASHION. Der Marketingfokus im nachhaltigen Sektor muss sich verändern. Die wenigsten kaufen das Produkt, nur weil es nachhaltig produziert worden sind. Unsere Schuhe sind erfolgreich, weil sie gut aussehen, schön, dass sie außerdem einen nachhaltigen Background haben. Wir haben anfangs damit Werbung gemacht, dass Z-Shoes biologisch abbaubar sind. Das ist eine super Sache, aber vermarkten lässt sich das nicht so gut. Die Leute dachten, dass die Schuhe auseinander fallen würden, was natürlich nicht der Fall ist. Mit REBBL vergleichen wir uns auch nicht mit anderen fair hergestellten, gesunden Getränken. Wir stehen im Wettbewerb zu Coca Cola.


glore: Z-Shoes ist eurer erstes Fashionprojekt. Die Schuhherstellungsprozess ist komplex und kein typisches Einsteigerprojekt. Wie seid ihr darauf gekommen Schuhe zu produzieren? Was macht die Schuhe besonders?
David: Wir waren am Amazonas in Peru, um die Fortschritte durch die Beschaffung von Rohstoffen für unser erstes Produkt REBBL zu dokumentieren. Bei dem Besuch der Einheimischen mitten im Regenwald präsentierten sie uns einen Schuh aus natürlichen, regionalen Materialien. Bevor wir zurück im Boot waren, haben wir schon über Z-Shoes nachgedacht und angefangen zu träumen. Der Naturkautschuk der Z-Shoes kommt von Bäumen am Amazonas, diese werden im Gegensatz zur konventionellen Produktion nicht für die Herstellung gefällt. Die Bio-Baumwolle ist auch direkt aus der Region, es wird weder Plastik noch Synthetik verwendet. Die lokalen, einheimischen Gemeinden bekommen einen fairen Lohn und die Z-Shoes werden unter fairen Arbeitsbedingungen in Lima genäht. Z-Shoes sind komplett vegan und biologisch abbaubar, trotzdem fallen sie nicht auseinander! 2,5% des Ertrages von jedem Schuh gehen an unsere Organisation NOT FOR SALE, um weiter gegen den Menschenhandel kämpfen zu können und mehr Menschen die wirtschaftliche Unabhängigkeit zu ermöglichen.


Das Gespräch mit David Batstone war für uns bewegend. Auch wenn wir täglich mit diesem Thema arbeiten, ist es immer wieder schockierend, wie groß der Markt für Menschenhandel ist und wie viel Profit mit der Unfreiheit von Menschen verdient wird. Daher ist es schön zu sehen, dass es Menschen wie Batstone gibt, der mit Einfallsreichtum, wirtschaftlichem Background, Connections und viel Arbeit den Missstand Menschenhandel angeht. Sein Besuch hat uns sehr gefreut und die Backgroundstory selbst zu hören, hat uns alle zu Fans der Z-Shoes gemacht.

– Leonie Hillmann –

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