Interviews

BFW – Zu Besuch am Messestand von Lovjoi

22. Januar 2016

Auf der schwäbischen Alb hat Textil Tradition. Durch den Flachsanbau spielte Baden-Württemberg schon immer eine tragende Rolle in der Textilindustrie und auch heute noch findet man nirgendwo sonst in Deutschland so viele führenden Textilunternehmen auf engem Raum wie auf der Südwestalb. Zwischen all den großen Textilkonzernen hat sich das kleine Eco-Fashion-Label Lovjoi niedergelassen.

Von Riedlingen aus versucht das siebenköpfige Team rund um Gründerin Verena Paul die Modebranche jeden Tag ein bisschen grüner und fairer zu machen. Der Entschluss mit Lovjoi ein eigenes Bio-Modelabel zu gründen war für Verena eine logische Konsequenz: Als Veganerin und Inhaberin eines Bio-Supermarktes versuchte sie einen Lebensstil zu pflegen, der im Einklang mit Mensch, Natur und Umwelt steht. Doch ihr wurde bald bewusst, dass dies nicht möglich ist, solange sie aus Mangel an Alternativen, den Inhalt ihres Kleiderschrankes mit Mode von den großen Konzernen füllt. Dies war die Geburtsstunde von Lovjoi – das nicht einfach nur ein weiteres Greenfashion-Label am Markt sein will. Angetrieben von der Vision Mode zu machen, die nicht nur ökologisch einwandfrei, sondern auch vegan und fair hergestellt ist, entwirft das kreative Team zwei Kollektionen im  Jahr und das  mit viel Liebe zum Detail. Auf der Ethical Fashion Show haben wir den sympathischen Mädels von Lovjoi an ihrem Messestand einen Besuch abgestattet. Dabei konnten wir nicht nur einen Blick auf die Herbst/Winterkollektion 2016/17 werfen, sondern Verena auch ein paar Fragen stellen . Lest selbst:

 

glore: Wer bist du, woher kommst du und was machst du?

Verena: Ich bin 26 und ein bisschen verrückt und größenwahnsinnig, denn ich versuche eine ökologisch korrekte Textilproduktion mit Flüchtlingen in Deutschland aufzubauen. Keine leichte Angelegenheit, aber dafür umso interessanter für mich, die immer auf der Suche nach Lösungen und nicht nach Problemen ist.

glore: Ihr produziert eure Kollektionen in einer alten VW Werkstatt mitten in der Natur auf der schwäbischen Alb. Ist der Kontrast zwischen Natur und Werkstattcharme eure Inspirationsquelle?

Verena: Unser Arbeitsplatz gleicht einem typischen Garagen-Hinterhof-Startup: Überall quellen Regale über, keine 10 Tage lang bleibt alles so wie es ist, ständig wird erweitert, umgeräumt, aufgeräumt und wieder alles neu zusammengestellt. Das hält fit im Kopf und zwingt dich immer wieder neue Blickwinkel einzunehmen, flexibel zu bleiben und zu akzeptieren dass nichts beständiger ist als die Veränderung.

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glore: Wie würdest du den Stil von Lovjoi beschreiben? Was macht eure Kollektionen aus?

Verena: Unser Stil vereint Liebe zu gutem Design mit Liebe zur Natur. Wir bemühen uns Menschen durch die Schönheit unserer Sachen auf nachhaltige, faire Mode aufmerksam zu machen und laufen nicht mit erhobenen Zeigefinger durch die Welt. Die Kollektionen bestehen zum großen Teil aus Lieblingsstücken, denn wir nehmen uns Zeit für das was wir tun und machen es mit Leidenschaft und Freude.

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glore: Viele junge Leute zieht es in angesagte Großstädte wie Berlin oder Hamburg. Ihr seid diesen Schritt bewusst nicht gegangen. Ist es schwierig Mitarbeiter zu finden, die dieselbe Vision haben wie ihr?

Verena: Natürlich hat ein Standort wie unsere oberschwäbische Kleinstadt Riedlingen auf den ersten Blick nicht die idealsten Voraussetzungen für ein Fashion Startup wie unseres. Doch die Fragen „kürzt ihr auch Hosen“ oder „reinigt ihr auch Perserteppiche“ nehmen ebenso ab, wie die qualifizierten Bewerbungen für die Mitarbeit in unserem dynamischen und motivierten Team zunehmen. Wir sind ehrlich: Wir haben oft über einen Umzug nach Hamburg, Berlin oder Stuttgart nachgedacht, doch 1,5 Jahre und viele Shows, Messen, Shootings und Events später ist uns Eins klar geworden: Es gibt nichts Schöneres als nach aufregenden, anstrengenden und inspirierenden Reisen nach Hause zu kommen, ins Grüne, in die Ruhe des Ateliers, um dort der eigentlichen Basisarbeit nachzugehen, den fertigen und hochwertigen mit Liebe gemachten Kleidungsstücken.

glore: Wir finden es sehr interessant, dass ihr mit Flüchtlingen zusammen arbeitet. Wie kam es dazu und wie lange macht ihr das schon? 

Verena: Das mit den Flüchtlingen ist natürlich immer eine sehr soziale Geschichte, die sich gern erzählen lässt. Ich möchte dabei aber betonen, dass ich in erster Linie einfach Menschen beschäftige und mich um ihre Bedürfnisse sorge – gleichermaßen bei allen Mitarbeitern. Eingestellt wird nach Qualifikation und Menschlichkeit – wer ergänzt unser Team auf professioneller und persönlicher Basis. Meine syrischen Kollegen sind Profis in industrieller Produktion. Das Know how kann zwar nicht in Ausbildungsscheinen und Zeugnissen belegt werden, dafür aber in sichtbar guter Arbeit. Die Qualität unserer Marke ist die Summe unserer Fähigkeiten. 

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Lieben Dank Verena für das nette Interview. Wir freuen uns ganz besonders darüber, dass es die Eco Fashion von Lovjoi ab dieser Frühjahr/Sommersaison auch online bei uns zu kaufen gibt!

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