Fashion Subjects that matter

GIRLS TALK  // Bra or no bra?

30. Januar 2017

Vor einer Woche gingen viele Menschen auf die Straße, um für die Rechte der Frauen einzustehen. Weltweit waren es mehr als 3 Millionen, die für Solidarität, Chancengleichheit und Gerechtigkeit demonstrierten. Der Feminismus erfährt seit letztem Jahr wieder einen Aufschwung, wir freuen uns sehr darüber, denn schließlich besteht unser Team zu mehr als 90% aus Frauen (Anm. der glore Crew: Wir freuen uns auch über männliche Bewerbungen!). Und so wird auch bei uns viel diskutiert. Auch immer wieder Thema: der BH.

Befreier – Unterdrücker oder Schutzschild: Der BH hat viele Rollen

Vor mehr als 90 Jahren hat der BH die Rolle des Befreiers übernommen: weg mit dem Korsett – juhu! Später dann, in den 60ern wurde er als Symbol der Unterdrückung öffentlich verbrannt. Meine Tante, eine eingefleischte 68erin trug ihr Leben lang keinen BH. Früher fand ich das immer komisch, aber irgendwie war ich auch stolz auf sie, dass sie so mutig und rebellisch war. Denn unter der Mehrheit der Frauen ist der BH im Laufe der Zeit zu so etwas wie einem Schutzschild geworden. Ohne BH fühlt frau sich irgendwie nackt, definitiv verletzlicher.

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Meine steile BH-Karriere hat mit zwei super schlichten Baumwoll-BHs angefangen. Einer in schwarz, einer in weiß. Für jede Gelegenheit (die man mit 14 haben konnte) einen. Ganz züchtig und ohne Bügel. Mit den Brüsten kam langsam auch die Freiheit gemeinsam mit der besten Freundin, 100 Mark im Geldbeutel und dem Bus in die nächste Großstadt zu fahren und einen Shoppingmarathon hinzulegen. Mit 100 Mark kam man schon damals nicht weit, aber für den ein oder anderen Spitzen-Push-up reichte es. Da waren sie, die wohlgeformten runden Busen aus der Retorte, mit denen in den letzten 20 Jahren wohl jede Frau durch die Welt spaziert ist.

Das führte wohl auch dazu, dass ganz klar war, was wir Frauen und auch Männer von unseren Brüsten erwarten: rundbrüstig, wohldekoriert und nippellos sollten sie sein. Aber die Zeiten haben sich Gott sei Dank geändert und in den letzten Saisons hat sich ein deutlicher Trend zu BHs ohne Push-up, und für kleine Brüste ganz ohne Körbchen abgezeichnet. Back to the basics sozusagen, aber endlich wieder femininer, einen Ticken romantischer, deutlich verspielter und tadadada: deutlich bequemer!

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Puristisch feminin und sportliche Basics

Wir haben das natürlich schon lange gewusst und sind super happy mit unserer Unterwäsche von Marken wie Aikyou und Vatter. Der Stil von Aikyou ist puristisch und doch weiblich. Bianca und Gabriele verwenden für ihre BHs feine Träger, flexible Unterbrustbänder, besonders weiche Materialien wie zarte Bio-Baumwolle und minimalistische Schnitte: modische Formen, weniger Stoff, viel Haut – feminin und sexy. Mit Vatter bist du sportlicher unterwegs und kannst zwischen dezenten Uni-Designs oder stilvoll gemusterten Varianten wählen. Die BHs und Bustiers sind alle aus super super weicher Bio-Baumwolle, dehnbar und passen sich dem Körper an – nicht umgekehrt! Und gerade im Sommer dürfen sie auch unter weiten Shirts hervor blitzen.

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Jede Brust ist anders

Gute BHs zu finden ist kein Zuckerschlecken. Es braucht viel Geduld und ein Fachgeschäft mit einer älteren, wohlbusigen Dame, die egal in welcher Anprobierphase man sich gerade befindet, den Vorhang aufreißt, und Einem mit ihrem Maßband (das sie selbstverständlich immer um den Hals trägt) zu Leibe rückt. Am Ende sollten dann natürlich auch noch modische Modelle auf Lager sein. Nicht so einfach zu finden. Allein die Tatsache, dass angeblich 80% aller Frauen den falschen BH tragen, kann einem schon die Lust am Unterwäschekauf rauben. Und ganz ehrlich: Richtig bequem ist so ein Bügel-BH eigentlich nie. Und das ist auch kein Wunder, denn wie uns Bianca und Gabriele  von Aikyou verraten haben, gibt es sehr viele verschiedene Brustformen. Das Unterwäsche Label aus Karlsruhe hat sich auf kleine Brüste spezialisiert. „Wir haben selbst kleine Brüste und konnten einfach nie die BHs finden, die wir uns vorstellten, sowohl vom Styling als auch von der Passform her. Die meisten BHs saßen nicht richtig und versteckten unsere Brust unter viel Stoff und Paddings, die die Brust optisch vergrößern – dabei finden wir kleine Busen wunderschön so, wie sie sind!“ Aus der Not heraus kommen meistens die besten Ideen und so gründeten die beiden ihr eigenes Label. 

 

Insight: Kleine Brüste? Darauf solltest du achten:

Frauen mit kleinen Oberweiten tendieren dazu, sich zu große Cups zu kaufen. Gerade BHs mit Bügeln und geformten Körbchen passen dann oft nicht richtig. Bei gepaddeten BHs führt das zu dem typischen Einheitslook, den wir heute oft sehen, mit der immer gleichen starren Rundung, die man bereits von Weitem als künstlich erkennt. Es ist wichtig, die Maße von Unterbrustumfang und maximalem Brustumfang zu messen. Die Differenz definiert die Cup-Größe, also bei einem A-Cup zum Beispiel ein Unterschied bis zu 14cm. Ausschlaggebend für die Passform sind allerdings noch weitere Faktoren, wie das Zusammenspiel von Brustform, Oberkörperform und -höhe. Wenn ein BH dann Bügel hat, ist die Länge und der Abstand zwischen den Bügeln noch lange nicht gleich gut für unterschiedliche Brüste derselben Cup-Größe geeignet. Wenn der BH, so wie die Modelle von Aikyou, aber nicht fixiert und schön dehnbar ist, kann er sich umso besser an die Brust anpassen.

 

Hard Fakts: Brauchen wir den BH denn überhaupt?

Aus medizinischer Sicht kann man ganz klar sagen: Es gibt keine Notwendigkeit für einen BH. Im Gegenteil. BH zu tragen ist vielmehr eine gesellschaftliche Manier. Medizinisch gesehen bleibt kein gutes Haar an unseren Büstenhaltern. Zumindest an solchen mit Bügeln. Sie schnüren feine Lymphbahnen ein und beschränken so die Lymph- und Hormonzirkulation. Dadurch können Toxine schlechter abtransportiert werden und es gelangen weniger Sauerstoff und Nährstoffe in das betroffene Gewebe. Es gibt sogar Hinweise, dass Frauen, die BHs tragen häufiger an Brustkrebs erkranken, als Frauen, die keine tragen.

Entgegen der allgemein gültigen Meinung gibt es Studien, die belegen, dass BHs, selbst bei großen Brüsten, vielmehr zu Rückenproblemen führen, als dass sie Rückenschmerzen lindern, dadurch, dass sie das Gewicht auf die Schultern verlagern beziehungsweise unterhalb der Brust und Schultern einschnüren. Außerdem ist die pectorale Muskulatur, die unsere Brüste von Natur aus trägt, bei den meisten Frauen nur schwach ausgebildet, da viele schon früh mit dem Tragen von BHs beginnen. Auch hier sitzen wir also einem Trugschluss auf. BHs verhindern keine Hängebrüste,  sie fördern sie. Klar, denn was nicht gebraucht wird, wird zurückgebildet, da ist unser Körper ganz pragmatisch. Aber keine Sorge Ladies, sie lässt sich auch wieder aufbauen – einfach mal öfter auf den BH verzichten!

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BH ja oder nein? Wir wollen selbst entscheiden

Ob wir uns mit oder ohne BH, mit oder ohne Bügel wohler fühlen hängt von jeder Einzelnen ab. Aber wir möchten bitte die Möglichkeit, je nach Anlass, selbst zu entscheiden, was wir mit unseren Brüsten anfangen. Wir möchten sie in einem engen Outfit hochpushen, ohne, dass der Rest unseres Seins für unser Gegenüber unsichtbar wird und wir möchten auch ohne BH durch die Welt spazieren können, ohne dass wir verstörende Blicke ernten. Weil unsere Brüste kein Accessoire sind, sondern Natur. Sie sind einfach da und schön in jeder Form, mit und ohne BH.

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5 Kommentare

  • Antworten Christine 2. Februar 2017 at 18:36

    BHs verhindern keine Hängebrüste, sie fördern sie – das mag auf den normalen Alltag ja zutrefen. Ich denke aber, man muss da sportliche Aktivitäten (zumindest bei größeren Brüsten) davon ausnehmen. Joggen oder Reiten mit nem D-Cup ohne BH dürfte kaum förderlich für das Brustgewebe/die Muskulatur sein sondern diese durch die großen Schwingungen eher belasten. Ansonsten stimme ich aber mit euch überein, BH tragen oder nicht ist ein Stück weit Geschmackssache. Schade finde ich aber, dass ihr zwar sehr schöne BHs (und Frauen!) für kleine Brüste zeigt, etwas für die größeren Buchstaben aber fehlt. Liegt aber wohl auch am Sortiment eures Shops – mit größeren Brüsten schaut man BH-mäßig in die Röhre…

    • Antworten Nadja 6. März 2017 at 16:19

      Liebe Christine,
      vielen Dank für deinen Kommentar! Klar, beim Sport ist das sowieso nochmal eine andere Sache und wir plädieren generell dafür, dass jeder das tun sollte, womit er sich wohl fühlt. Der Text ist auch eine Anregung zum Nachdenken – über alltägliche Selbstverständlichkeiten.
      BHs für große Brüste führen wir tatsächlich leider keine, was nicht daran liegt, dass wir keine im Sortiment haben wollen, sondern vielmehr am Angebot. Leider haben wir bisher keine Hersteller gefunden, die unseren Qualitäts- und Design-Ansprüchen genügen. Wir hoffen aber, dass sich das ändert.

      Viele Grüße aus dem glore HQ!

  • Antworten Stef 8. April 2017 at 16:36

    Hi Glore Team,
    ich fand es sehr interessant Euren Artikel zu lesen. Muss aber ebenso wie Christine sagen, dass es sicher auf kleine Brüste zutrifft, was ihr sagt. Mit Körbchengröße D-E und auch keinem 70er Unterbrustumfang, ist es für viele Frauen (so auch mich) schmerzhaft keinen BH zu tragen, da ja schon im Alltag bei aktiven Menschen sehr viel Schwinungen aufkommen. Bei mir ist es außerdem so, dass ich noch nie einen BH ohne Bügel gefunden habe, der nicht komprimiert und sehr schnell das Gefühl gibt zusammenzuquetschen, aber immerhin etwas Halt gibt. Ich trage daher sehr viel lieber leichte, luftige BHs mit Bügel und aus fester Spitze. Die haben bei mir die beste Passform haben und hinterlassen nirgends Druckstellen.
    Ich glaube der Knackpunkt ist generell, wenn man BH trägt, dann bitte einen passenden und auch angepasst an die jeweilige Bewegung. Und wer keinen BH möchte oder braucht, sollte das natürlich ebenso machen. Ich hab verstanden, dass Eure Aussage nicht sein sollte: tragt keinen BH mehr. Wollte aber den anderen da draußen mit Körbchengröße D+ sagen: macht das, was Euch gut tut, ob ein BH gut oder schlecht für Euch ist, könnt nur ihr selbst wissen.
    Ich stimme Euch aber absolut zu, vor allem bei großer Oberweite ist Rücken- und Brustmuskulatur wichtig und sollte gestärkt werden.

    Euch allen, viel Spaß mit und ohne BH, schön sind wir so oder so ; ) Stef

    • Antworten Nadja 13. April 2017 at 9:47

      Liebe Stef,
      vielen Dank für deinen Kommentar! Wir sind genau wie du der Meinung, dass jeder das tun sollte, womit er sich wohlfühlt. Wie du auch schon schreibst, der Artikel ist als Anregung gedacht auch Gewohnheiten und deren Hintergründe zu hinterfragen.
      Viele Grüße aus dem glore headquarter

  • Antworten Daniela 29. Juli 2018 at 12:44

    Ich finde super schön, wie ihr euch mit dem Thema beschäftigt habt. Ich habe vor etwa zwei Jahren einfach angefangen, den BH wegzulassen, wenn mir danach war und genieße die Freiheit sehr (B-Körbchen). Ich habe tatsächlich das Gefühl, dass sich seitdem der Umgang damit von außen auch verändert hat und das gerade von anderen Frauen viel wohlwollender aufgenommen und geschätzt wird. Danke euch für den Bericht! Ich finde er hat genau den Ton, der anregt sich selbst ernst zu nehmen, mit den eigenen Bedürfnissen und sich darin vielleicht mal auszuprobieren und die eigene Natürlichkeit und Weiblichkeit zu erforschen.
    Liebe Grüße, Daniela

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