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5 Fragen an Magdalena Schaffrin

24. Juni 2016

Morgen fällt erneut der Startschuss für die Berlin Fashion Week und damit auch für die beiden grünen Modemessen Greenshowroom und Ethical Fashion Show Berlin. Vom 28. Juni bis 1. Juli versammeln sich Einkäufer, Medienvertreter und Modeinteressierte auf dem Gelände des Berliner Postbahnhofs, wo Designer und Labels ihre neuesten Eco Fashion Kreationen präsentieren. Anlässlich der 10. Edition der Ethical Fashion Show Berlin haben wir mit Magdalena Schaffrin über die Gründung des Greenshowrooms, spannende Newcomer-Labels und die Zukunft der grünen Modemessen gesprochen.

glore: Liebe Madgalena, du hast 2009 den Greenshowroom ins Leben gerufen und bist Kreativdirektorin auf der Ethical Fashion Show Berlin. Unsere Kunden sind immer noch sehr erstaunt darüber, dass es in Berlin auch eine grüne Modemesse während der Fashion Week gibt. Wie kam es dazu?

Madgalena: Der Greenshowroom wurde von mir und Jana Keller gegründet. Jana hat mit „Royal Blush by Jana Keller“ ihr eigenes Label und auch ich hatte damals mein eigenes Brand „Magdalena Schaffrin“. Die Idee zum Greenshowroom ist im Prinzip bei einem Kaffee in Berlin entstanden, wo wir uns darüber ausgetauscht haben, wie wir unsere Labels vertreiben wollen und welche Messen wir dabei besuchen. In diesem Gespräch haben  wir festgestellt, dass es zwar richtig gute Messen gibt, die konventionelle Mode zeigen und auch Messen, die sich auf ökologisch nachhaltige Kleidung spezialisiert haben, jedoch keine, die die modische Ausrichtung mit dem Thema Nachhaltigkeit verbinden. Wir dachten uns, dass es eine Modemessen geben müsse, die klar macht, dass es einerseits um Fashion geht und andererseits Nachhaltigkeit und Ethik zum Thema gesetzt ist. Daraufhin haben wir uns ein Konzept überlegt und im Juli 2009 folgte die erste Veranstaltung des Greenshowroom im Hotel Adlon. Wichtig war uns, dass der Greenshowroom während der Berlin Fashion Week stattfindet und in einem Luxushotel, um von Anfang an deutlich zu machen, auf welchem Niveau sich der Greenshowroom bewegt. Der zweite Gedanke, weshalb wir das Adlon als Location ausgewählt hatten, war, dass Modemessen meist in einer sehr stressigen Atmosphäre stattfinden. Nach einem Messebesuch in einem 5 Sterne Hotel ist man wesentlich entspannter, als wenn man mehrere Tage in einer Messehalle mit stickiger Luft und wenig Tageslicht verbringt. 2011 verkauften wir unser Konzept an die Messe Frankfurt. Trotzdem bin ich weiterhin für die Messe tätig, zur Zeit als Creative Director für beide Veranstaltungen, Greenshowroom und Ethical Fashion Show Berlin, die die Messe Frankfurt 2012 nach Berlin geholt hat.

BERLIN, GERMANY - JANUARY 20: Greenshowroom/Ethical Fashion Show, at Postbahnhof Berlin, 20.01.2016: Generalview at the Postbahnhof. (Photo: Thomas Lohnes/gettyimages for Messe Frankfurt)

BERLIN, GERMANY – JANUARY 20: Greenshowroom/Ethical Fashion Show, at Postbahnhof Berlin, 20.01.2016: Generalview at the Postbahnhof. (Photo: Thomas Lohnes/gettyimages for Messe Frankfurt)

glore: Wie haben sich Ethical Fashion Show und Greenshowroom über die Jahre entwickelt? Mit wie vielen Ausstellern habt ihr angefangen und wie viele Labels sind es heute?

Magdalena: Unsere erste Veranstaltung, die im Juli 2009 im Hotel Adlon stattfand, haben wir mit 16 Labels begonnen. Inzwischen stellen auf der Ethical Fashion Show Berlin und im Greenshowroom insgesamt 168 Labels aus. Der Löwenanteil präsentiert sich auf der Ethical Fashion Show Berlin, das liegt daran, dass die Ethical im Gegensatz zum Greenshowroom mehr Segmente bedient, nämlich Casual- und Streetwear ausgerichtet ist. Im Greenshowroom wird High Fashion bis hin zu Luxusmode präsentiert, naturgemäß ein kleinerer Markt. Wie sich die Anzahl der Aussteller seit 2009 entwickelt hat, verdeutlicht das starke Wachstum der Messen und das freut uns natürlich besonders. Diese Saison feiern wir übrigens ein Jubiläum mit der Ethical Fashion Show Berlin – unsere 10. Edition, wir sind jetzt seit 5 Jahren am Start!

BERLIN, GERMANY - JANUARY 19: Greenshowroom/Ethical Fashion Show, at Postbahnhof Berlin, 19.01.2016. Visitors and buyers at Ethical Fashion Show. (Photo: Thomas Lohnes/gettyimages for Messe Frankfurt)

BERLIN, GERMANY – JANUARY 19: Greenshowroom/Ethical Fashion Show, at Postbahnhof Berlin, 19.01.2016. Visitors and buyers at Ethical Fashion Show. (Photo: Thomas Lohnes/gettyimages for Messe Frankfurt)

glore: Wie kommen die Labels auf die Ethical Fashion Show und in den Greenshowroom? Müssen sie sich bei euch bewerben oder sucht ihr die Aussteller für die Messen selbst aus? Welche Kriterien müssen die Brands erfüllen, um bei euch ausstellen zu dürfen?

Magdalena: Zum Einen bekommen wir Bewerbungen, zum Beispiel über das Kontaktformular auf unserer Website, zum Anderen betreiben wir auch selbst aktive Labelrecherche. Alle Labels, die bei uns auf der Messe ausstellen wollen, müssen zunächst einen Fragebogen ausfüllen und uns dabei Auskunft über ihre Kollektionen, die Produktion und die verwendeten Materialien geben. Außerdem fragen wir die Brands nach ihrer Philosophie. In der Antwort auf die erste Frage, erklären die Labels, warum sie denken, dass sie ökologisch und sozial arbeiten. Die verschiedenen Antworten auf diese Frage sind immer spannend zu lesen, denn sie zeigen, wie unterschiedlich das Verständnis von Nachhaltigkeit ist, das auf dem Markt herrscht. Beispielsweise gab es in der Vergangenheit immer wieder Labels, die rein mit Naturfasern gearbeitet haben. Das reicht uns in der Regel nicht aus. Deshalb fragen wir weiter sehr detailliert bei den Brands nach: Wie viel Prozent der Kollektion sind ethisch und ökologisch produziert, wie sehen die Produktionsstufen aus, woher kommen die Materialien? Wir haben da einen sehr umfangreichen Fragenkatalog. Von all unseren Labels fordern wir soziales und ökologisches Engagement, diese beiden Komponenten sind uns sehr wichtig. Wenn ein Label nicht beide Kriterien erfüllt, dann geben wir auch gerne mal Hilfestellung, damit es vielleicht in Zukunft mit dem Messestand klappt.

BERLIN, GERMANY - JANUARY 20: Greenshowroom/Ethical Fashion Show, at Postbahnhof Berlin, 20.01.2016: Generalview at the Ethical Fashion Show. (Photo: Thomas Lohnes/gettyimages for Messe Frankfurt)

BERLIN, GERMANY – JANUARY 20: Greenshowroom/Ethical Fashion Show, at Postbahnhof Berlin, 20.01.2016: Generalview at the Ethical Fashion Show. (Photo: Thomas Lohnes/gettyimages for Messe Frankfurt)

glore: Welche spannenden Themen stehen für nächsten Sommer im Eco Fashion Bereich an? Welche Labels sind für dich die Neuentdeckungen der Saison?

Magdalena: Naturgemäß habe ich einen besseren Überblick über die Labels, die im Greenshowroom ausstellen, da ich bei diesen selbst die Nachhaltigkeit checke. Hier gibt es drei Labels, die mich auch persönlich interessieren:

Das ist zum einen die Ledermanufaktur Ackermann, die mit Olivenleder auf die Messe kommen. Olivenleder ist ein mit Olivenextrakt gegerbtes Bioleder, welches auch cradle to cradle gold zertifiziert ist, also in den biologischen Kreislauf zurück geführt werden kann. Das Konzept finde ich deswegen so spannend, weil es noch wenige Cradle-to-Cradle-Produkte auf dem Markt gibt und weil ich das Creadle-to-Cradle-Prinzip als zukunftsweisende Vision sehe, da es Schadstofffreiheit und Kreislaufwirtschaft miteinander kombiniert.

Außerdem freue ich mich besonders auf das Label Maska aus Schweden. Die Kollektionen sind nicht nur schön, sondern auch leicht zu verstehen und sprechen somit eine breite Zielgruppe an.

Neu dabei ist auch das Label Junglefolk. Mich überzeugt nicht nur das Design, sondern auch das soziale Projekt, welches dahinter steht. Die Designerin Pauline Marie Treis näht ihre Kollektionen gemeinsam mit ehemaligen Coca-Bauern in Kolumbien. Junglefolk zählt übrigens auch zu den 33 Brands, die ich gemeinsam mit der Journalistin Ellen Köhrer in „Fashion Made Fair“ portraitiert habe (im April 2016 im Prestel Verlag erschienen). In diesem Modenband zeigen wir in erste Linie starke Bilder und gehen über die Labelportraits auf die verschiedenen Aspekte von Nachhaltigkeit ein, die wir mit Experteninterviews vertiefen.

Natürlich freue ich mich auch auf die Klassiker unter den Ausstellern wie Lanius oder Knowledge Cotton Apparel, die im Greenshowroom nicht fehlen dürfen. Neu auf der Ethical Fashion Show Berlin ist das Label Ecoalf, das dort sein Projekt „upcycling the ocean“ vorstellt.

BERLIN, GERMANY - JANUARY 19: Greenshowroom/Ethical Fashion Show, at Postbahnhof Berlin, 19.01.2016. Press tour at Ethical Fashion Show. (Photo: Thomas Lohnes/gettyimages for Messe Frankfurt)

BERLIN, GERMANY – JANUARY 19: Greenshowroom/Ethical Fashion Show, at Postbahnhof Berlin, 19.01.2016. Press tour at Ethical Fashion Show. (Photo: Thomas Lohnes/gettyimages for Messe Frankfurt)

glore: Was denkst du, wie sich die Ethical Fashion Show und Greenshowroom in den nächsten Jahren entwickeln werden? Und was wünschst du dir für die Zukunft der Messen?

Magdalena: Natürlich werden sich die Messen gut entwickeln! Wir arbeiten auch fleißig an unserem Erfolg, zum Beispiel, indem wir langsam aber sicher alle größeren Brands bei uns auf den Messen sammeln. Aber auch hinsichtlich der Besucher zeichnet sich eine positive Entwicklung ab, da immer mehr Einkäufer aus dem konventionellen Segment zu uns kommen und genau da müssen wir hin! Mein großer Wunsch und zugleich meine Vision ist, dass wir irgendwann mal nicht mehr von Eco Mode sprechen müssen, denn es sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, dass Mode unter ethischen und ökologischen Kriterien hergestellt wird.

glore: Liebe Magdalena, wir danke dir ganz herzlich dafür, dass du dir trotz der Fashion Week Vorbereitungen Zeit für unsere Fragen genommen hast und wünschen dir eine erfolgreiche Messe!

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