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Mach grün aus betongrau!

16. April 2015

Die Gartensaison ist eröffnet und es darf endlich wieder gepflanzt, gegossen und geerntet werden. Auch in den Städten entstehen zwischen Betonbauten und Bürogebäuden immer mehr kleine grüne Oasen. Wo vorher ungenutzte Parkareale, Dachflächen oder kümmerliche Grünstreifen waren, werden nun Möhren gezogen und Blumen gezüchtet. Statt in Beeten oder Blumenkübeln gedeihen die Pflanzen beispielsweise in alten Einkaufswägen oder leeren Milchkartons.medical tent Ein Trend, der sich Urban Gardening nennt und seine Wurzeln in New York hat. Wir haben Manja Rupprecht zu dieser Bewegung befragt. Sie hat nicht nur einen grünen Daumen, sondern engagiert sich auch für den stadtgarten Nürnberg und ist daher eine echte Expertin in Sachen Urban Gardening.

glore: Hallo Manja! Was genau ist Urban Gardening und wie lässt sich dieser Trend erklären?

Manja: Urban Gardening ist nichts anderes als Gärtnern in der Stadt. Es ist nachhaltig, kollaborativ, sozial und in jeder Hinsicht politisch. Die Formen sind vielfältig: Gärten auf Dächern oder Brachflächen, aber auch Konzepte wie die der Stadt Andernach, die als essbare Stadt bekannt wurde, sind Ausdruck einer Bewegung, bei der Städter die Nähe zur Natur suchen, wieder eigenes Obst und Gemüse anbauen wollen und über Selbstversorgung nachdenken. Meistens passiert das gemeinschaftlich, denn viele wollen die Ichbezogenheit des anonymen Großstadtlebens überwinden. Urbane Landwirtschaft ist eine neue Form der Stadtentwicklung bei der sich Menschen unterschiedlichster Herkunft und Alters engagieren und öffentliche Räume mitgestalten und für sich in Anspruch nehmen wollen. Alle Projekte eint der Wunsch nach unverfälschten Lebensmitteln und gesellschaftlicher Veränderung. „Gardening is cheaper than therapy and you get a lot of tomatoes.“ 🙂

glore: Wie genau funktioniert das Konzept des stadtgartens Nürnberg?

Manja: Wir sind ein mobiler Gemeinschaftsgarten auf einem alten Quelleparkplatz im Stadtteil Eberhardshof. Jeder kann mitmachen – egal, wieviel Zeit man mitbringt, es gibt immer etwas zu tun. Was ich persönlich wichtig finde, ist, dass es keine Besitzansprüche gibt: Die Beete gehören allen stadtgärtnern und die Ernte wird geteilt – jeder nimmt sich das, was er braucht. Entscheidungen werden gemeinsam getroffen. Jeder kann sich mit seinen Ideen im Garten ausprobieren. Das ist in der heutigen Zeit, bei der es viel um Besitz, „Meins“ und „Deins“ oder Hierarchien geht, eine Erfahrung, die die Haltung von Menschen verändern kann. Das finde ich schön.

stadtgarten Nürnberg 

glore: Wer kommt zu euch in den stadtgarten?

Manja: Zu uns kommen Menschen aus der Nachbarschaft, aber auch aus allen anderen Stadtteilen in Nürnberg. Manche schauen sich den Garten an, andere wollen mitmachen. Wir sind im Moment eine Gruppe von knapp 40 stadtgärtnern – das sind ganz verschiedene Charaktere, die gern Zeit miteinander verbringen und etwas verändern wollen.

glore: Wie und was wird im stadtgarten angebaut?

Manja: Wir gärtnern ökologisch und lieben alte samenfeste Sorten. Deswegen findet man bei uns viele Raritäten und eine breite Sortenvielfalt von Tomaten, Chilis, Kartoffeln, Gurken, Wurzelgemüse etc. Aber auch besonders leckere Erdbeersorten wie die Mieze Schindler wachsen in unseren Kisten. In unseren Hochbeeten findet man aber auch verschiedene Apfel- und Kirschbäume oder Beerensträucher. Ein perfekter Naschgarten eben. 🙂

 

glore: Gibt es neue „Trendgewächse“ in dieser Gartensaison?

Manja: Trendgewächse haben wir eigentlich nicht, aber wir versuchen jedes Jahr unsere Neugierde mit wiederentdeckten alten Sorten zu stillen: Raritäten wie den Malabarspinat, die mexikanische Minigurke oder Mandelkartoffeln mit dem Namen „Puikula“ sind Gewächse, die veterinary medicine man dieses Jahr bei uns finden wird.

glore: Vielen Dank liebe Manja, dass du dir die Zeit genommen hast, uns Rede und Antwort zu stehen!

Alles was du brauchst, um beim Gärtnern in der City gut auszusehen, findest du übrigens hier.

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