Wolle

Wolle: Ein pflegeleichter Allrounder

Was sind die allgemeinen Eigenschaften von Wolle?

  • gute Wärmeisolation
  • gute Schweißabsorption, ohne sich feucht anzufühlen
  • nimmt kaum Gerüche an und kann leicht ausgelüftet werden
  • wasserabweisend
  • elastisch, dadurch kaum knitternd
  • relativ schmutzresistent
  • schwer entflammbar
  • gut verfilzbar durch die schuppige Oberflächenstruktur

Wie nachhaltig ist Wolle?

  • Wolle kann regional produziert werden
  • durch absorbierende Eigenschaften (Schweiß, Gerüche) und schmutzabweisende Wirkung ist weniger Waschen notwendig
  • Wollproduktion ist verhältnismäßig energieeffizient
  • gut anfärbbar, benötigt deshalb geringere Mengen von Farbstoffen
  • nachwachsend
  • biologisch abbaubar
  • nicht so strapazierfähig wie andere (pflanzliche) Naturfasern
  • aufgrund der Schuppenoberfläche, Neigung zum sog. Pilling (Knötchenbildung)
  • Schafe als Wiederkäuer stoßen klimaschädliches Methan aus


Wie pflegt man Wolle richtig?

  • Waschen:

Am besten per Hand mit handwarmen Wasser, da in der Waschmaschine die Gefahr des Verfilzens besteht.

Waschen mit Wollfeinwaschmittel oder Babyshampoo, Ausspülen mit Wasser gleicher Temperatur

Tipp: Oftmals reicht es vollkommen Wollkleidung über Nacht auf dem Balkon auszulüften, Gerüche sind danach oft vollständig verschwunden

  • Trocknen:

Nicht im Trockner, sondern liegend auf einem Handtuch trocknen, da die Gefahr des Verziehens besteht

  • Bügeln

Leicht andämpfen, mit einem feuchten Tuch zwischen Bügeleisen und Bügelgut

Tipp: Falten lassen sich einfach aushängen, am besten im Bad (nach dem Duschen) oder auf den Balkon über Nacht, die Luftfeuchtigkeit sorgt für Glättung des Textils

  • Fleckenbehandlung:

Flecken mit kaltem Wasser, dem etwas Kartoffelstärke und ein Schuss Essig zugegeben wurde, entfernen.

Tipp: Wolle hat eine Tendenz zum Pilling, die Knötchen können mit einem Damenrasierer vorsichtig entfernt werden


Was macht Wolle besonders?

Haltung und Schur

Mit einer Jahresproduktion von rund 2,1 Millionen Tonnen pro Jahr (Stand 2013) ist Schafswolle die wichtigste tierische Naturfaser. Im Vergleich zu Baumwolle spielt sie zwar eine untergeordnete Rolle, ist aber seit Jahrhunderten ein unersetzbarer Rohstoff für wärmende Kleidung jeder Art. Bio-Wolle macht von den genannten 2,1 Millionen Tonnen nur einen Bruchteil aus.

Wolle ist aus verschiedenen Gründen ein nachhaltiger Rohstoff, selbst bei konventioneller Haltung: Als Naturprodukt ist sie biologisch abbaubar und nachwachsend. Zudem ist die Faser in der Produktionsphase wie auch in der Nutzphase verhältnismäßig energieeffizient. Nach dem Kauf ist Wolle ein dankbares Material, das aufgrund seiner geruchsbindenden und formstabilen Eigenschaften weniger häufig gewaschen und gebügelt werden muss. Das spart Energie und schont die Umwelt.

Die Bio-Wolle im glore Angebot ist zumeist nach GOTS-Richtlinien zertifiziert. Sie ist im Hinblick auf verschiedene Aspekte sehr umweltschonend, da die gängigen Probleme der Massentierhaltung vermieden werden. Zum Beispiel ist die Herdengröße an die vorhandene Weidefläche angepasst. So wird einerseits Überweidung verhindert, andererseits kommt es in kleinere Herden seltener zu Epidemien, da die Tiere individuell überprüft werden können. Sollte es doch zu Krankheiten kommen, so sind stets natürliche Heilverfahren wie etwa Homöopathie vorzuziehen. Nur in extremen Ausnahmefällen darf Antibiotika angewendet werden. Der prophylaktische Einsatz von Medikamenten oder Pestiziden (für eventuellen Tierbefall im Schafsfell) ist generell untersagt. Gefüttert wird überdies nur Futter aus ökologischen Quellen, also keine Tiermehle oder synthetische Wachstumspräparate.

Mulesing

Natürlich gelten strenge Richtlinien nicht allein für die biologische Tierhaltung, sondern ebenso für die Schur der Tiere, sowie später für die Weiterverarbeitung der gewonnenen Fasern.

Bei der Schur betrifft das insbesondere ein verbreitetes Verfahren namens Mulesing. Es handelt sich dabei um einen chirurgischen Eingriff ohne Narkose, bei dem Hautstücke um den Anus und Schwanz des Schafs entfernt werden. In diesem Bereich nisten sich bei Schafen, besonders bei Massentierhaltung, gerne Fliegen ein und legen ihre Eier ab. Nach dem Schlüpfen ernähren sich die Larven vom Fleisch der Schafe, was zu Krankheiten oder dem Tod des Tieres führen kann.



Mulesing lässt am Hinterteil des Schafes eine großzügige vernarbte Fläche entstehen, an der Dung und Urin nicht haften (was die Fliegen anlocken würde) und in die keine Eier abgelegt werden können. Es liegt jedoch auf der Hand, wie sehr die Schafe ohne Narkose unter diesem Eingriff leiden müssen. Tatsächlich handelt es sich beim Mulesing nämlich um eine sehr blutige Angelegenheit. Deshalb ist die Praktik bei ökologischer Tierhaltung ausnahmslos untersagt. Der Parasitenbefall wird schlicht durch regelmäßige Kontrolle der Tiere verhindert.

Weiterverarbeitung

Zumeist wird die von glore angebotene Wolle in GOTS-zertifizierten Fabriken weiterverarbeitet – hier gelten die Bestimmungen, wie sie auch für Bio-Baumwolle gelten.

Besonders für die Wolle ist ein zusätzlicher Verarbeitungsschritt vor der Verspinnung. Wolle hat von Natur aus eine schuppige Oberflächenstruktur. Dies ist von Vorteil, soll die Faser verfilzt werden, da die Schuppen sich leicht ineinander verhaken und eine textile Fläche bilden. Diese Verbindung findet jedoch auch statt, wenn sie nicht gewollt ist, z.B. wenn das Wolltextil gewaschen wird. Häufig wird das Wollvlies zur Entfernung der abstehenden Schuppen deshalb gechlort. Danach wird die Faser mit einer Polymerschicht überzogen. Das Resultat sind weichere, anschmiegsamere Fasern, die maschinengewaschen werden können.

Allerdings resultiert der Vorgang in Abwässer mit hohen Spiegeln von adsorbierbaren organischen Halogenen, Giftstoffe die bei der Reaktion von Chlor mit den Kohlenstoffen der Wolle entstehen. Diese Halogene sind außerordentlich giftig und wirken bereits in niedrigen Konzentrationen tödlich. Das betrifft zwar nicht den Träger des Endproduktes, aber in hohem Maße die Leute, die in der Umgebung der wollverarbeitenden Fabriken wohnen.

Laut GOTS-Standard ist die Chlorierung von Wolle gänzlich verboten. Alternativ gibt es Verfahren mit Ozon oder Wasserstoffperoxid, die während des Klärprozesses zu Wasser und Sauerstoff zerfallen.

Welche Arten von Wolle gibt es?

Alpaka

Alpakawolle stammt von einer südamerikanischen Kleinkamelrasse. Die erste Wolle der Babys wird als Baby Alpaka bezeichnet, sie ist sehr weich und besonders fein. Danach werden die Alpakas alle zwei Jahre geschoren. Die hier gewonnenen Fasern sind strapazierfähiger und deutlich wärmer als Schafswolle. Weiterhin ist Alpaka frei von Lanolin und tierischen Fetten, weshalb es ideal ist für Allergiker.


Angora

Angora wird aus dem Fell des Angorakaninchens gewonnen. Diese feinen, seidigen Härchen ergeben ein sehr flauschiges Garn, welches optimal wärmt. Der besondere Querschnitt mit Hohlraum erlaubt es bis zu 60 Prozent des Eigengewichts an Feuchtigkeit aufzunehmen. Diese wird langsam nach außen abgegeben, weshalb sich das Angorakleidungsstück fast nie feucht anfühlt. Angora neigt zum Fusseln, dagegen hilft z.B. eine kurze Sprühkur mit Haarspray.


Kamelhaar

Kamelhaar wird, wie der Name verrät, durch das Kämmen zweihöckriger Kamele gewonnen. Für Kleidungsstücke ist dabei lediglich das weiche, gekräuselte Flaumhaar (Unterhaar), nicht aber das grobe Grannen- bzw. Deckhaar von Bedeutung. Kamelhaar ist superfein und sehr weich und hat wie die Angorafaser einen Hohlraum, der klimaregulierend wirkt. Da die Faser sehr selten ist, findet sie zumeist in Mischungen Anwendung.


Kaschmir

Kaschmir ist die perfekte Winterfaser. Angepasst an die extreme Kälte der namensgebenden Kaschmirregion und den Himalaya schützt sie die Kaschmirziege vor jeder Witterung. Für die industrielle Verarbeitung wird die Wolle ausgelesen oder gekämmt, und zwar nur das kuschelweiche Unterhaar der Ziegen. Der Ertrag pro Ziege und Jahr beläuft sich auf rund 100 Gramm, weshalb der Preis für diese Faser außerordentlich hoch liegt. Ein Preis, der mit Rücksicht auf die hervorragenden Eigenschaften durchaus gerechtfertigt ist: Kaschmir ist weich, federleicht und wärmender als z.B. Schafswolle.


Merino

Merinowolle ist die Wolle einer bestimmten Schafsrasse, dem Merinoschaf, welches in Australien und Südafrika gehalten wird. Die Faser ähnelt im Wesentlichen normaler Schafswolle, ist aber ganz besonders weich und fein. Aus diesem Grund ist sie auch nah am Körper getragen noch angenehm.


Mohair

Mohair ist ein weiteres Tierhaar von ausgesuchter Feinheit und Weiche. Es stammt von der gleichnamigen Ziege, die jedes Jahr geschoren werden kann. Ähnlich anderen Haarfasern ist auch hier die Faser der Babyziegen besonders wertvoll. Die Faser zeichnet sich darüber hinaus aus durch ihren Glanz, sowie die hohe Knitterunempfindlichkeit.


Schurwolle

Als Schurwolle darf nur vom lebenden Schaf (also nicht bereits geschlachteter Tiere) gewonnene Wolle genannt werden, die nicht recycelt wurde.


Yakwolle

Yaks sind die einzige Rinderart weltweit, die mehrschichtig behaart sind, denn das durchschnittliche Yak muss Temperaturen von bis zu -40°C ertragen. Deshalb ist es kein Wunder, dass Yakwolle die wärmste Wollfaser überhaupt darstellt. Die Faser ist ferner sehr voluminös, aber auch verhältnismäßig grob.